Kath. Pfarrkirche
St. Maria in coelum assumpta - Aufnahme Mariens in den Himmel - (Marienkirche)
Landau i.d.Pfalz


Typ: Neoromanische Basilika mit doppelgeschossigen Seitenschiffen;
dem Übergang von Romanik zur Gotik nachempfunden;
"gotisierend in der Konstruktion,
romanisierend in den dekorativen Teilen"
Erster Spatenstich:06.05.1907
Konsekration:12.06.1911
Baumeister: Planung: Architekt Joseph Cades, Stuttgart
    (* 1855 in Altheim Krs. Biberach - + 1943 Stuttgart),
    Diözesanbaumeister der Diözese Rottenburg
Örtlicher Bauleiter: Architekt Albert Boßlet
    (* 1880 in Frankenthal - + 1957 in Würzburg)
Schwere Bombenschäden:1944 / 1945
Beseitigung der Kriegsschäden:1949 - 1955
Umgestaltung der Altarräume:1974 - 1975
Sanierung von Gewölbeschäden:1985 - 1986




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10.09.2007

> Baugeschichte <


> Baubeschreibung <




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Zeittafel:

Bereits 1333 wurde in Landau eine Kirche zu Ehren "der in den Himmel aufgenommenen Jungfrau Maria" geweiht. Und diese Kirche gibt es immer noch: sie wird heute "Stiftskirche" genannt und ist die protestantische Hauptkirche der Stadt.
23 Jahre nach Einzug der Reformation in Landau gab es hier erstmals zwei Pfarrer und damit zwei Gemeinden. Es sollte aber noch fast 350 Jahre dauern, bis jede der beiden christlichen Konfessionen in Landau ein eigenes Gotteshaus nutzen konnte und weitere 20 Jahre bis die Landauer Katholiken wieder eine "Marienkirche" hatten.

Die folgende Zeittafel skizziert nicht nur die Geschichte der Landauer Marienkirche, sondern auch ihre "Vor"-Geschichte, eingebettet in das kultur- und kunstgeschichtliche Umfeld und ist somit auch eine kleine "Geschichte der Katholiken in Landau".

grau = Allgemein-historischer Kontext
grün = Kunsthistorischer Kontext

30.05.1274

König Rudof von Habsburg verleiht der befestigten Ansiedlung "Landowe" die Stadtrechte und bewilligt ihr einen Wochenmarkt. Damit hatte die nur wenige Jahrzehnte alte, vom Stadtherrn Graf Emich v. Leiningen als Straßenmarkt mit wenigen Seitengassen systematisch angelegte Handwerker- und Händlersiedlung die sie umgebenden jahrhundertealte Ansiedlungen hinsichtlich Bevölkerungszahl und rechtlicher Stellung bereits überholt.

Seelsorgerisch wurden die ersten Landauer Bürger von Queichheim aus betreut, zu dessen Pfarrsprengel das Gebiet von Landau gehörte.

1276

Um in der jungen Stadt eine geregelte Seelsorge sowie die Kranken- und Armenpflege sicher zu stellen, beruft der Stadtherr zwei Jahre nach der Stadterhebung Augustiner-Chorherren aus dem Kloster "Zur Steige" bei Zabern im Elsaß nach Landau. Sie sollen hier einen Konvent gründen sowie ein Spital mit zugehöriger Kirche errichten. Vom Stadtherrn werden die "Steigerbrüder" dazu mit entsprechenden Grundstücken ausgestattet. Dem Pfarrer von Queichheim zahlt der Stadtherr jährlich 10 Pfund Heller Entschädigung für den Verzicht auf seine Seelsorgerechte auf dem Gebiet der Stadt.

29.08.1279

Der Speyerer Diözesan- und Fürstbischof Friedrich von Bolanden löst auf Veranlassung des Stadtgründers das Stadtgebiet von Landau aus dem Queichheimer Pfarrsprengel heraus und errichtet für Landau eine eigene Pfarrei, die von den "Steigermönchen" betreut werden soll und die nun auch eine eigene Pfarrkirche erhalten kann.

1281

Baubeginn einer ersten Landauer Pfarrkirche.

1291

Nach dem Erlöschen der Linie Leiningen-Landeck erhebt König Rudolf von Habsburg Landau zur Reichsstadt.

Um 1300

Das starke Anwachsen der Bevölkerung, vorwiegend durch Zuzug aus Nachbardörfer, von denen dann einige deshalb untergegangen sind, machte bereits um die Jahrhundertwende eine erste Stadterweiterung notwendig. Sie erfolgte durch Überschreiten der Queich in südlicher Richtung und Verlängerung des Straßenmarktes um ca. 180 Meter.

Wegen des starken Bevölkerungswachstums ist wohl auch die erste Pfarrkirche schon zu klein geworden. Das erste Grundstück südlich der Queichquerung, eine große Parzelle, der nun räumlich betrachtet eine zentrale Bedeutung zukommt, erhalten die "Steigerbrüder". Hier kann nun neben dem Konvent für die Mönche auch eine neue große Stadt- und Klosterkirche, vor ihr ein zentraler Platz und daneben ein neues Rathaus entstehen.

ca. 1303

Augustiner-Eremiten lassen sich in Landau nieder. Sie erhalten, für einen Bettelorden durchaus üblich, ein Grundstück außerhalb der Stadtmauer in einer dörflichen Ansiedlung (heutige nördl. Königstraße) und beginnen dort ein Konvetsgebäude und eine Kirche (Augustinerkirche) zu bauen. Pfarrliche Rechte haben die Augustiner-Eremiten in der Stadt selbst nie ausgeübt.

1309

Für die im Bau befindliche neue Pfarr- und Klosterkirche in Landau werden weitere finanzielle Mittel benötigt: Der Bischof von Speyer gewährt allen Spendern einen Ablaß von 40 Tagen.

1315

Erste Nennung des Kaufhauses in Landau, in dem vor allem der Handel mit Safran und Wolle abgewickelt wurde.

1320

Der Bischof von Speyer gewährt erneut einen Ablaß für Spenden zu Gunsten des Kirchenneubaus in Landau.

1324

Die Stadt Landau wird an den Bischof von Speyer verpfändet. Der Speyerer Fürstbischof hat damit praktisch und formell für fast zwei Jahrhunderte (bis 1511) auch die weltliche Herrschaft über Landau. Er bestellt z.B. den Landauer Bürgermeister.

13.05.1333

Die neue 3-schiffige Stifts- und Stadtpfarrkirche ist im Wesentlichen fertiggestellt und wird "Unserer Lieben Frau" geweiht. Durch die verhältnismäßig kurze Bauzeit war stilistisch ein einheitlicher Bau in den Formen der frühen Gotik entstanden. Auf die Errichtung eines Turmes war dabei allerdings verzichtet worden.

01.05.1340

Gerhard von Ehrenberg, Fürstbischof von Speyer, spricht dem Prior und dem Konvent des Steigerherrnklosters alle mit der Pfarrei Landau zusammenhängenden Rechte zu. Damit sind Konvent und Pfarrei untrennbar verbunden und der Klosterprior ist rechtlich der eigentliche Pfarrer von Landau.

1344

Rat und Bürgerschaft der Stadt errichten an der Nord-Ost-Ecke des Straßenmarktes gegenüber dem Kaufhaus die Katharinenkapelle als 3-schiffige Anlage für die seit fast 30 Jahren in der Stadt wirkenden Beginen, eine Laienvereinigung frommer Frauen, die sich den Armen und Kranken widmen.

1349

Die Pestepidemie erreicht die Pfalz

16 Jahre nach Fertigstellung der Kirche wird nun mit dem Bau eines Turmes begonnen, auf Wunsch der Bevölkerung und vermutlich auf Kosten der Stadt, da der Turm auch später im Besitz der Stadt erscheint. Er war nicht nur Glockenturm für die Kirche sondern diente auch einem Türmer als Wohnung, der die Bürger der Stadt vor Feuer und Feind zu warnen hatte.

1386

Kurfürst Ruprecht I. von der Pfalz gründet in Heidelberg die erste Universität auf dem Boden des heutigen Deutschland.

1414 - 1418

Das Konstanzer Konzil beendet nach 39 Jahren das abendländische Schisma, verurteilt Jan Hus und läßt ihn als Ketzer verbrennen.

1440

Johannes Gutenberg erfindet den Buchdruck mit beweglichen Lettern.

1458

Wegen eines zwischenzeitlichen Brandschadens wird der Turm der Landauer Pfarr- und Klosterkirche erst mehr als 100 Jahre nach Baubeginn fertiggestellt.

1483

Mit Genehmigung von Papst Sixtus IV. wird das Kloster der Augustiner-Chorherren in Landau in ein weltliches Chorherren- und Kollegiatstift umgewandelt. Die Bindung zwischen Stift und Pfarrei bleibt jedoch weiterhin bestehen.

1492

Columbus entdeckt Amerika.

1511

Kaiser Maximilian löst Landau aus der Verpfändung an den Fürstbischof in Speyer aus und unterstellt es der Landvogtei im Elsaß.

1517

Der Augustinereremit und Bibelexeget Dr. Martin Luther schlägt seine 95 Ablaßthesen an die Schloßkirche von Wittenberg

1518

Die Landauer Stiftsherren berufen den Weltgeistlichen Johannes Bader an die Stifts- und Pfarrkirche.

1521

Landau wird auf dem Wormser Reichstag der Decapolis, dem elsässischen Zehn-Städte-Bund eingefügt.

1522

Der auf Betreiben Franz von Sickingens von der in Landau versammelten Ritterschaft gegründete und gegen die Fürsten gerichtete "Landauer Bund" hilft auch der Lehre Luthers zum Durchbruch.

Fortan bekennt sich der Landauer Pfarrer Johannes Bader zur Lehre Luthers und verkündet diese in der Stiftskirche. Da Bader bei den Bürgern der Stadt sehr beliebt ist und hohes Ansehen genießt, schließen sich auch Rat und Bürgerschaft zum großen Teil schon sehr früh der Reformation an.

1524

Bei Predigten Baders kommt es in der Stiftskirche wiederholt zu Auseinandersetzungen. Die Stiftsherren wollen ihn vom Bischof bestrafen lassen. Der Landauer Rat setzt sich jedoch für ihn ein und bittet, ihn als Pfarrer in Landau zu belassen.

1525

In Nußdorf rottet sich ein Bauernhaufen zusammen und überfällt das Zisterzienserkloster Eußerthal. Dies ist der Beginn des Bauernkrieges in der Pfalz.

1529

Der Reichstag zu Speyer endet mit dem "Protest" der evangelischen Minderheit (daher die Bezeichnung "Protestanten"). In Landau feiert Pfarrer Bader den lutherischen Gottesdienst in der Spitalkirche. Da ihm die Stiftsherren die Bezüge gestrichen haben, wird er von dem Rat der Stadt mit 12 Gulden unterstützt. Zum Ende des Jahrzehnts ist fast die ganze Reichsstadt evangelisch. Die Verleihung des Bürgerrechts der Stadt Landau wird künftig davon abhängig gemacht, dass der Antragsteller sich zur evangelischen Lehre bekennt.

Um 1535

Der Rat der Stadt Landau verfügt die Teilung der Stiftskirche. Den Stiftsherren und wenigen Einwohnern, die der alten Lehre treu geblieben sind, wird der Chor zugewiesen. Pfarrer Bader hält seine Gottesdienste, durch ein Eisengitter getrennt, nach der Wittenberger Lehre im Langhaus. In der Folge kommt es, nicht nur deshalb, immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den Stiftsherren und dem Rat der Stadt, die einen breiten schriftlichen Niederschlag gefunden haben.

1545

Nach dem Tod von Pfarrer Bader wird Dr. Friedrich Groß Nachfolger als Stiftspfarrer. Die lutherische Gemeinde wird nun von dem bisherigen Diakon Liebmann betreut. Damit hat Landau erstmals zwei Pfarrer. Allerdings wird zu dieser Zeit noch gar nicht zwischen "lutherisch" und "römisch-katholisch" unterschieden: noch 70 Jahre später werden die Katholiken in Landau als "Altkatholiken" bezeichnet.

1545 - 1563

Das Konzil von Trient führt zur innerkirchlichen Reform und löst dadurch die sog. Gegenreformation aus. Träger dieser Bewegung sind neben dem Reformpapsttum hauptsächlich die Jesuiten.

1555

Der Augsburger Religionsfriede bringt den endgültigen Verzicht auf eine einheitliche Religion. Einerseits wird der lutherischen Religion offiziell Reichsschutz gewährt, andererseits ist nun aber auch die Existenz derer gesichert, die dem alten Glauben treu geblieben sind, auch dort wo sie inzwischen, wie in Landau, in der Minderheit sind. Die Auseinandersetzungen um die Auslegung dieses "Religionsfriedens" haben allerdings noch rund 100 Jahre gedauert und erst nach den Schrecken des dreißigjährigen Krieges ein Ende gefunden.

In Landau streiten ein Jahr später Stiftskapitel und lutheranische Bürger, d.h. der Stadtrat um die Besetzung der Pfarrerstelle.

1580

Beginn der Hexenprozesse in Landau. Ihre Höhepunkte erreichen sie in den Jahren 1584 / 1585 und dann nochmal 1595 / 1596.

1618

Während sich in vielen europäischen Ländern entweder die Reformation oder die Gegenreformation durchgesetzt hat, wird in Deutschland durch die gebietsweisen Erfolge der Gegenreformation die Spaltung vertieft. 1618 bricht in Böhmen der bewaffnete Kampf zwischen evangelischer "Union" und katholischer "Liga" aus, der letztlich 30 Jahre dauern und am Ende zu einer völligen Neuordnung der Machtverhältnisse in Europa führen sollte.

1621 - 1645

Während des 30jährigen Krieges wechselt die Stadt Landau siebenmal den Besitzer. Die Einwohnerzahl sinkt von 2.500 auf 1.500.

1622 - 1651

Fast hundert Jahre lang konnte die katholische Gemeinde in Landau nicht mehr wachsen. Bürgerrechte wurde nur Anhängern der protestantischen Lehre gewährt und die Gegenreformation, vorwiegend getragen von der "Gesellschaft Jesu", hat in Landau kaum etwas erreicht. Als nun im dreißigjährigen Krieg mit Unterbrechnung von 1631 bis 1636 Truppen katholischer Mächte die Stadt besetzt haben (zuerst Österreicher, dann auch Lothringer und Franzosen), hat sich das erstmals geändert. Zwar konnte angesichts von Krieg und Not von einem planmäßigen Neuaufbau keine Rede sein, doch hat der katholische Bevölkerungsanteil nicht zuletzt durch die Förderung der katholischen Besatzungsmächte stark zugenommen.

1648

Der Friede von Münster beendet den dreißigjährigen Krieg. Deutschland zerfällt in eine Vielzahl kleiner Staaten. Landau wird zusammen mit den anderen elsässischen Reichsstädten der Schutz- und Schirmpflicht Frankreichs unterstellt. Ludwig XIV. wird daraus ein Besitzrecht ableiten und das Reich wird die Annexion nicht verhindern können. Für Landau als der nördlichsten dieser von Frankreich annektieren Reichsstädte und somit der am weitesten vorgeschobene Posten Frankreichs wird dies weitreichende Konsequenzen haben.

1650

Durch Vertrag wird der katholischen Gemeinde nun auch das Mitgebrauchsrecht am Kirchenschiff der Stiftskirche zugestanden.

1659

Letzter Hexenprozess in Landau.

1673

Der Rat der Stadt Landau rät dem katholischen und dem evangelischen Pastor "eine beständige undt Christenliche einigkeit von hertzen" zu wahren.

1680

Ständige Besatzung durch die Franzosen.

1683

Aufgrund einer Ordonnance des französischen Königs Ludwig XIV. verkündet der Rat der Stadt verschiedene Verbesserungen bezüglich der freien Religionsausübung für die Katholiken. Aufgrund dieser für die Katholiken günstigen Situation kommt es zu zahlreichen Übertritten von Lutheranern und sogar von Juden, z.B. dem "Judendoktor" Joseph.

1688

Pfälzischer Erbfolgekrieg bis 1697: Ludwig XIV. läßt große Teile der Pfalz zerstören und Landau, die nördlichste der annektieren Reichsstädte, durch seinen genialen Baumeister Vauban zu "einer der größten Festungen der Christenheit" ausbauen.

1689

Im Zuge der Bauarbeiten für die Festung kommt es in Landau zu einem katastrophalen Stadtbrand. Drei Viertel der Stadt brennen nieder. Außer der Spitalkirche bleiben jedoch alle anderen Kirchen und Kapellen von dem Feuer verschont. Der Brand war offensichtlich durch Brandlegung verursacht worden um Platz für den Festungsbau zu schaffen. So war die Queich zuvor umgeleitet worden, die Eimer an den Brunnen waren entwendet und löschende Bürger wurden mißhandelt und verjagt. Außerdem war dem Brand ein Rauben und Stehlen vorausgegangen. Beim Neubau bekommt Landau ein völlig neues Gesicht: wegen des Festungsbaus wird nur ein Teil der niedergebrannten Wohnstadt wieder aufgebaut, es entstehen gerade Straßen, rechtwinkelige Bauquadrate und ein großer zentraler Platz (heute Rathausplatz), an dem 1691 der Grundstein für das neue Rathaus gelegt wird.

1697

Ende des Pfälzischen Erbfolgekrieges durch den Friede von Rijswijk. Landau bleibt weiterhin Frankreich unterstellt. Für die Stadt bedeutet dies das Ende der Reichsfreiheit und Reichsunmittelbarkeit.

1701

Im Kampf der Habsburger gegen die Bourbonen um das spanische Erbe hatte vor allem die Südpfalz unter den Truppeneinquartierungen zu leiden und es herrschte unsagbare Not. Der eigentliche Kampfplatz war hier die Festung Landau, die vor Kriegsausbruch durch ein nordwestlich vorgeschobenes Kronwerk, das "Fort" verstärkt wurde. Die Stadt wechselt in den folgenden 11 Jahren nach Belagerungskämpfen viermal den Besitzer und ist am Ende im Friede von Rastatt wieder französisch.

1702

Der 24-jährige habsburg-österreichische Erzherzog Joseph, der schon die römische Königskrone trug und der am spanischen Erbe besonderes Interesse hatte, wurde von seinem Vater, Kaiser Leopold, nominell zum Oberbefehlshaber der Reichstruppen am Oberrhein ernannt. Im Juni 1702 besuchte der junge König mit seinem Hofstaat, 250 Begleitern in 77 Kutschen und Wagen, seine Truppen, die unter dem Befehl des badischen Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden, dem "Türkenlouis", die Festung Landau belagerten. 32 Tage dauerte die Reise des langen Zuges von Wien bis ins Hauptquartier vor den Toren Landaus. König Joseph I. benutzte dabei eine eigens konstruierte zweiachsige Kutsche mit abklappbarem Verdeck, die seither "Landauer-Chaise" oder auch einfach LANDAUER genannt wird.

1714

Nach dem Ende des Spanischen Erbfolgekrieges wird Landau nun für 100 Jahre französische Grenzfestung bleiben und in dieser Zeit auf den Gebieten von Verwaltung und Kultur mehr und mehr "französisch" werden. Trotz der Belastungen als Festung und Garnison kann sich die Stadt nun von Stadtbrand, Festungsbau und Belagerungen erholen und aufblühen. Diese Zeit wird Landau aber auch die Französische Revolution bringen.

ca. 1740 - 1780

Die Stiftsherren bauen ihr seit Klostergründung bestehendes Konventsgebäude an der Nordseite der Kirche in eine dreigeschossige Barockanlage um. Zur gleichen Zeit erweitern auch die Augustiner-Eremiten ihre Kreuzganganlage.
Beides, der Osttrakt der Anlage des Eremitenklosters wie auch das Konventsgebäude an der Stiftskirche sind 200 Jahre später, am 16.03.1945, den Bomben zum Opfer gefallen.

1765

James Watt erfindet die Dampfmaschine.

1776

Unabhängigkeitserklärung der amerikanischen Kolonien von England.

14.07.1789

Mit der Erstürmung der Bastille in Paris bricht die Französische Revolution aus. Sechs Tage später grift die Revolution auf Landau über. Vom französischen Landau aus verbreiten sich die Ideen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit auch in die umliegenden pfälzischen Gebiete, die noch unter feudaler Herrschaft stehen.
Auf die christlichen Gemeinden in Landau kommen schwere Jahre zu:
  • Kirchengut wird zum Staatseigentum erklärt, Gold- und Silberteile nach Paris gebracht, anderes zu Schleuderpreisen versteigert.
  • Glocken werden abgeliefert oder zerschlagen.
  • Die Mönche werden vertrieben. Die Augustinerkirche wird zunächst ein "Tempel der Vernunft", später dann für fast 100 Jahre Früchte- und Mehlmagazin, Artilleriedepot, Ausstellungs-, Kommerz- und Konzerthalle und schließlich Tabakschuppen.
  • Die Stiftskirche wird verschanzt um sie bei der Belagerung durch die Preußen vor Beschuß zu schützen.
  • Die Katholiken müssen ihre Gottesdienste zeitweise unter freiem Himmel abhalten, die Protestanten ganz darauf verzichten.
  • Figuren am Hauptportal der Stiftskirche, am Turmdurchgang und im Kreuzgang des ehem. Augustinerklosters werden verstümmelt.
  • Alle Kreuze und Bildstöcke auf der Gemarkung werden entfernt.
  • Priester sollen einen Eid auf die Zivilverfassung schwören, den der Papst aber unter Strafe stellt. Eidverweigernde Priester (in der Südpfalz fast alle) müssen ihre Gemeinden verlassen.
  • Die öffentliche Religionsausübung wird verboten.
  • Schließlich verkündet der Nationalkonvent die völlige Trennung von Staat und Kirche.

12.06.1795

Das Gebrauchsrecht für die Stiftskirche wird durch Munizipalbeschluß geregelt. Es wird bestimmt, zu welchen Zeiten Katholiken, Lutheraner und Reformierte die Kirche zur Gottesdienstfeier benutzen dürfen. Dieser Beschluß ist die rechtliche Grundlage für den Mitgebrauch bis zur Ablösung des Simulataneums hundert Jahre später.
Außer den christlichen Gottesdiensten finden in der Stiftskirche weiterhin die Feiern der Nationalfeste statt. Die Augustinerkirche behält ihre revolutionäre, pseudoreligiöse Funktion bei und dient darüberhinaus als Versammlungsraum für die Bürger.

1801

Nach dem Friedensschluß von Lunéville gehören die linksrheinischen Gebiete nun auch formell zu Frankreich. Das Konkordat zwischen Napoleon und Papst Pius VII. bringt eine völlige Neuordnung der Kirche in Frankreich. Die Diözese Speyer wird auf ihren rechtsrheinischen Teil reduziert, Landau gehört jetzt zum Bistum Straßburg.

1815

Napoleons Niederlage in Waterloo bringt auch das Ende der langen französischen Herrschaft über Landau. Durch den 2. Pariser Frieden wird das ehemals französische Gebiet auf der linken Rheinseite nördlich des Elsaß österreichischer Verwaltung unterstellt.

1816

Die linksrheinischen Gebiete nördlich des Elsaß werden als "bayerischer Rheinkreis" dem Königreich Bayern eingegliedert. Speyer wird Sitz der Kreisregierung, Landau zur Bezirksstadt erhoben. Der Stadt fällt nun die gleiche Rolle zu, die sie schon in ihrer französischen Zeit hatte, nur jetzt eben "auf der anderen Seite": Landau wird "Bundesfestung" und im Laufe des Jahrhunderts wieder größte Garnison der Pfalz.

Der Einzug bayerischer Truppen in die Festungsstadt bringt ein Anwachsen des katholischen Bevölkerungsteils.

1817

Konkordat zwischen Bayern und dem Hl. Stuhl: Das Bistum Speyer liegt nun ganz auf der linksrheinischen Seite und umfaßt die neu geschaffene Provinz Rheinpfalz sowie Teile des Saarlandes.

1822

Das in seinen Grenzen neu gebildete Bistum Speyer wird in 11 Dekanate neu gegliedert. Erstmals ist jetzt auch Landau Sitz eines Dekanats.
Obwohl die bayerischen Könige formell Religionsfreiheit gewähren, begründen sie ein Staatskirchentum, das bis zum Ende der Monarchie 1918 bestehen wird. Aufgrund dessen gibt es kaum innerkirchliche Entscheidungen, in die sich der Staat nicht einmischt. Deshalb sind in der Frage eines Kircheneubaus die staatlichen Stellen nicht nur für die "Baugenehmigung" zuständig sondern auch schon zuvor an der Planung und Entscheidungsfindung maßgeblich beteiligt.

1837

Beide Konfessionen leiden in Landau unter dem Simultaneum und sind sich darin einig, dass dieses baldmöglichst abgelöst werden sollte. Ein erster Vorstoß in der Landeshauptstadt München ist allerdings nicht von Erfolg gekrönt: Das zuständige Ministerium verneint die Bedürfnisfrage und sieht keinen Änderungsbedarf.

1838

Der äußerst kunstsinnige König Ludwig I. läßt für Landau den Bau einer 2. Pfarrkirche planen, obwohl aus finanziellen Gründen keine Aussicht auf Verwirklichung besteht.

1854 - 1858

Auf Betreiben König Ludwigs I. von Bayern wird der Dom zu Speyer "stilgerecht" in Stand gesetzt. Darunter verstand man zunächst die Ausmalung des Domes durch Johann von Schraudolph im Nazarener Stil, was in den vergangenen sieben Jahren (1846 - 1853) erfolgt war. Der König war der Überzeugung, dass "seit langer Zeit nichts Größeres geschaffen worden sei als die Bilder im Speyerer Dom".
In den folgenden vier Jahren wird nun die Westfront des Domes ebenfalls "stilgerecht" wieder errichtet. Das ursprüngliche Westwerk war zusammen mit dem westlichen Langhaus im Pfälzischen Erbfolgekrieg (nach 1689) zerstört worden. In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts war das Langhaus wieder aufgebaut und im Westen mit einem barocken Abschluß versehen worden. Dieser wird nun durch einen "neuromanischen" Bau ersetzt. Ausgeführt wird diese Aufgabe von dem Karlsruher Baumeister Heinrich Hübsch, der wohl schon vorher aus eigenem Antrieb heraus entsprechende Pläne erarbeitet hatte.

1855

Landau wird Station an der neuen Bahnlinie von Neustadt nach Weißenburg (Maxbahn).

15.09.1855

In Altheim Krs. Biberach wird Joseph Cades geboren, der spätere Architekt der Marienkirche in Landau.

1860 - 1862

Auch in Neustadt an der Weinstraße teilen sich die beiden christlichen Konfessionen die dortige Stiftskirche. Allerdings wurde dort 1714 eine Trennwand eingebaut, so dass eine Doppelkirche entstand: das Langhaus für die Protestanten, der Chor für die Katholiken. Für die ständig zunehmenden Zahl der Katholiken ist der ihnen zustehende Teil der Stiftskirche nun aber zu klein geworden, so dass ein Neubau notwendig wird. Dieser wird durch eine Spende von König Ludwig I. von Bayern ermöglicht. Nach einem Entwurf des Kölner Architekten Vincenz Statz, der seit 1845 zweiter Werkmeister am Kölner Dom ist, entsteht in Neustadt an der Weinstraße die katholische Kirche Mariä Empfängnis im neugotischen Stil. Die Trennwand bleibt danach allerdings bestehen und noch heute gibt es in der Neustadter Stiftskirche einen protestantischen und einen katholischen Teil.

1868 / 69

Landauer Landtagsabgeordnete wollen die Augustinerkirche für die Protestanten erhalten. Das bischöfliche Ordinariat in Speyer will die Landauer Stiftskirche allein für die Katholiken. Die Landauer Katholiken liebäugeln jedoch bereits mit einem Kirchenneubau. Wegen der Festungsmauern ist jedoch kein Bauplatz zu finden.

1870 - 1871

Deutsch-französischer Krieg, Gründung des deutschen Kaiserreiches, dem auch das Königreich Bayern beitritt. Durch den Versailler Vertrag verliert Landau die Festungseigenschaft und wird zur offenen Stadt erklärt.

1872

Endlich kann Landau die einengenden Fesseln der Festungsmauern abstreifen, was das Bild der Stadt völlig verändern wird. Die Wälle werden eingerissen und zu breiten Ringstraßen umgewandelt. In den vorgelagerten Überschwemmungsgebieten entstehen Parkanlagen und machen Landau zur "Gartenstadt". Binnen einer Generation (von 1870 bis 1900) wächst die Einwohnerzahl von ca. 6.200 auf 11.000 an.

Das kirchliche Leben in Landau leidet nun allerdings immer stärker darunter, dass sich beide Konfessionen in der schnell wachsenden Stadt nach wie vor das einzige Gotteshaus der Stadt teilen müssen.

1882

Im Herbst übernimmt Pfarrer Konrad Busch, der spätere Bischof von Speyer, die katholische Pfarrei Landau. Es gelingt ihm, z.B. durch die Gründung eines Cäcilienvereins, das kirchliche Leben neu zu beleben und unter den Landauer Katholiken ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu verbreiten, was für die nachfolgenden Unternehmungen von großer Wichtigkeit war. Zusammen mit Prälat Dr. Franz Schädler, zuvor Domdekan in Bamberg und jetzt Religionsprofessor am Gymnasium in Landau greift Pfarrer Busch zielstrebig den Gedanken der Simultanablösung auf.

1884

Im Auftrag von Pfarrer Busch erstellt der Mainzer Dombaumeister Lucas ein Gutachten zur Situation der Kirchenräume in Landau und empfiehlt der katholischen Gemeinde den Erwerb und die Restaurierung der seit 100 Jahren profanierten Augustinerkirche.

1885

Die Katholiken gründen unter Vorsitz von Stadtpfarrer Konrad Busch einen Kirchenbauverein um die Geldmittel für der Erwerb und die Restaurierung der Augustinerkirche zu beschaffen. In Aufrufen bittet der Kirchenbaufverein "alle Mitbürger, besonders aber die Glaubensgenossen", die Ziele des Vereins zu unterstützen. In der Folge bringt der Verein jährlich rund 2.000 Mark zusammen. Schon jetzt denkt man auch die Durchführung einer Lotterie.
Auch auf protestantischer Seite wird die Situation immer bedrückender empfunden. Insbesondere bei dem großen Lutherfest zwei Jahre zuvor erwies sich das Fehlen eines eigenes Gotteshauses besonders nachteilig. Schriftlich erklärt das protestantische Presbyterium nun seine Bereitschaft mit dem katholischen "Fabrikrat" (Verwaltungsrat der kath. Kirchengemeinde) und dem Stadtrat gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten.

1887

Der kath. Kirchenbauverein kommt von dem Gedanken ab, die Augustinerkirche (oder auch die Stiftskirche) zu erwerben und zu renovieren. Man sieht das Ziel des Vereins, die "Beschaffung einer eigenen römisch-katholischen Kirche" jetzt nur noch in einem Neubau verwirklicht. Wegen der regen Bautätigkeit nach dem Fall der Festungsmauern besteht jedoch die Gefahr, dass geeignete Bauplätze zwischenzeitlich bebaut oder zerstückelt würden. Insgesamt werden 7 Plätze in Betracht gezogen und man einigt sich nach wiederholten Beratungen auf einen Platz unmittelbar am niedergerissenen Festungswall, dem jetzigen Kaiserring im Südwesten der Stadt. Die Stadt erklärt sich bereit, das Gelände von 6.700 qm bis zur Lösung des Simultaneums zu reservieren.

1887 - 1892

In Kaiserslautern entsteht nach Plänen des Architekten Prof. Heinrich Freiherr von Schmidt aus München eine zweite katholische Stadtkirche, die Marienkirche, im Stil der Neugotik.

1888 - 1890

Seit 1852 weilte König Ludwig I. von Bayern regelmäßig auf seinem Schloß Villa Ludwigshöhe bei Edenkoben. In dem Ort hielt man deshalb den Bau eines neuen repräsentativen katholischen Gotteshauses für notwendig. Der Neubau wurde durch den König finanziell unterstützt. Nach den Entwürfen des Speyerer Architekten Ferdinand Bernatz wurde die Kirche St. Ludwig als neugotischer Bau errichtet.

1889

Der beliebte und geachtete Landauer Stadtpfarrer Konrad Busch wird als Domkapitular nach Speyer berufen. Nachfolger wird Pfarrer August Brehm.

1890

Trotz regen Schriftwechsels in den vergangenen 5 Jahren und einzelner mündlicher Kommussionsberatungen kamen die Verhandlungen bezüglich der Simultanablösung über die Diskussion von Vorfragen nicht hinaus. Das protestantische Presbyterium stellt nun fest, dass diese aufgrund "der Neubesetzung der beiden hiesigen Pfarrstellen" ganz ins Stocken geraten seien. Pfarrer Brehm erkennt, dass die Ablösungsverhandlungen nun den entscheidenden Durchbruch brauchen und bringt diese wieder in Gang.

09.02.1891

Angesichts des jahrelangen ergebnislosen Schriftwechsels ist man sich nun einig, dass wegen der vielen juristischen und praktischen Schwierigkeiten nur mündliche Verhandlungen zum Ziel führen können. Dazu wird eine gemischte Kommission aus je 5 Vertretern des Stadtrates, des prot. Presbyteriums und des kath. Fabrikrates gebildet. Diese "Fünfzehnerkommission" trifft sich nun zu ihrer ersten Sitzung.

22.03.1891

In Berlin-Charlottenburg wird der Grundstein zur Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gelegt. Der von dem Kaiserpaar selbst ausgewählte Entwurf des in Köln geborenen Architekten Franz Schwechten orientiert sich an den romanischen Kirchen des Rheinlandes.

14.07.1891

Wieder konnte man sich über den Modus der Simultanablösung nicht einigen. Drei detailliert ausgearbeitete Vorschläge waren in den vergangenen Monaten ohne Erfolg beraten worden. Nun macht Fabrikratsprädident Pfirrmann auf anraten von Pfarrer Brehm einen neuen Vorschlag. Es sollen zwei "Lose" gebildet werden: das eine mit der Stiftskirche, das andere soll die Augustinerkirche sowie den von der Stadt angebotenen Bauplatz beinhalten. Beide Kirchengemeinden sollen unabhängig voneinander sich für eines dieser Lose entscheiden und ihre Wahl schriftlich dem Stadtrat mitteilen. Falls beide das gleiche Los wählen würden, soll dieses versteigert werden.

23.07.1891

Bei der Öffnung der beiden Schreiben stellt sich heraus, dass beide Kirchengemeinden die Stiftskirche gewählt haben.

22.10.1891

Seit 24. September wurden von beiden Kirchengemeinden wechselseitig Gebote für das Los mit der Stiftskirche abgegeben. Nachdem die Protestanten zuletzt am 19. Oktober 54.000 Markt geboten hatten, erklärt der kath. Fabrikrat in der Sitzung drei Tage später, dass man nicht mehr in der Lage sei, ein höheres Gebot abzugeben.
Somit war die Frage der Simultanlösung geklärt:
Die protestantische Kultusgemeinde wird künftig "alleinige Nutznießerin und Eigentümerin der Stiftskirche, die katholische Kultusgemeinde Eigentümerin der Augustinerkirche und des Bauplatzes" mit dem Anspruch auf 54.000 Mark seitens der protestantischen Kultusgemeinde. Nicht zuletzt hatte die noble Geste der Stadt, den Bauplatz im Wert von rund 100.000 Mark kostenlos zur Verfügung zu stellen, diese Lösung möglich gemacht.

1892

Noch vor der offiziellen Besiegelung des Vertrages geht die katholische Kirchengemeinde nun unverzüglich an die Wiederherstellung der Augustinerkirche nach fast 100-jähriger profaner Nutzung. Nach einem Gutachten des Architekten Heinrich Freiherr von Schmidt und nach den Plänen des Architekten Wilhelm Schulte sen. aus Neustadt an der Haardt wird die Augustinerkirche für rund 40.000 Mark renoviert.
Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt in der Öffnung der zugemauerten Fenster und der Schaffung von Maßwerken, da die orignalen alle verloren waren. Dabei hat man sich an den erhaltenen spätgotischen Formen im Kreuzgang sowie an anderen mittelalterlichen Kirchen orientiert.
Innen erhält die Kirche eine neugotische Ausstattung.

11.03.1893

Nach der Genehmigung durch die zuständigen Behörden können an diesem Tag die für die Lösung des Simultaneum notwendigen Grundstücksübertragungen notariell beurkundet werden.

16.07.1893

Um 9.45 Uhr findet der letzte katholische Gottesdienst in der Stiftskirche statt. Danach überträgt Pfarrer Brehm in einer Prozession das Allerheiligste in die Augustinerkirche, die auf den Titel "Heilig Kreuz" benediziert wird. Aber schon an diesem Tag ist klar, dass das nur eine Zwischenstation sein kann: Ziel ist das neue Gotteshaus auf dem Bauplatz am Kaiserring.

1894

Hauptquelle zur Finanzierung war die sog. Kultusumlage. Ab 1894 wird dieser außerordentliche Aufschlag auf die Kirchensteuer zunächst in Höhe von 10 % erhoben, zuerst für die Renovierung der Augustinerkirche, dann für den geplanten Neubau.

16.03.1897

Vom Kirchenbauverein wird nun auch der Gedanke der Lotterie wieder aufgegriffen. Der Erfolg einer ersten Ziehung bleibt jedoch weit hinter den Erwartungen zurück und steht in keinem sinnvollen Verhältnis zu der aufgewandten Mühe.

1897 - 1900

In Pirmasens wird die katholische Pirminiuskirche im neugotischen Stil erbaut.

1897/98

Kaum ist das Simultaneum aufgelöst gibt es schon wieder ein neues: Während der nun notwendigen Renovierung der Stiftskirche können auch die protestantischen Glaubensbrüder ihre Gottesdienste in der Augustinerkirche feiern.

Um 1900

Nach der "Übersiedlung" in die Augustinerkirche treibt Pfarrer Brehm die Überlegungen zum Neubau voran. Er war es wohl auch, der mit Rücksicht auf die in Landau vorhandenen zwei gotischen Kirchen und die vielen (neu-)gotischen Bauten in der Pfalz "zur Unterbrechung der Monotonie" einen Bau in (neu-)romanischem Stil vorschlug. Später mußte er übrigens diesen Gedanken gegenüber der Baubehörde in München vehement verteidigen, die sich eine "mehr bodenständige, moderne und malerische, dem schönen Stadtbild angepasste Kirche" wünschte.
Auf Einladung von Pfarrer Brehm legen mehrere Architekten neoromanische Entwürfe für die neue Kirche vor, die allerdings alle nicht befriedigen.

1904

Pfarrer Brehm bittet den Rottenburger Bischof Dr. Paul Wilhelm Keppler um Rat in der Frage der Neubauplanung. Keppler war zuvor Univesitätsprofessor und galt als eine Autorität auf dem Gebiet der christlichen Kunst. Er empfiehlt den Stuttgarter Architekten Joseph Cades, der schon jahrelange Erfahrung im Kirchenbau besitzt und der auch für den Neubau der Kathedrale in Rottenburg in Aussicht genommen ist. Der im gleichen Jahr von Bischof Keppler veröffentlichte Aufsatz "Die Rottenburger Dombaufrage" enthält zwei Zeichnungen eines neoromanischen Entwurfs von Cades enthält.

06.10.1904

In Landau hatte man inzwischen durch Zukauf zweier Parzellen den Bauplatz am Kaiserring auf 9.000 qm vergrößert, so dass die Kirche entlang des Kaiserrings "geostet", d.h. in West-Ost-Richtung geplant werden konnte. Der Aushub sollte als Aufschüttung verwendet werden um die Kirche gegenüber der Straße etwas zu erhöhen und sie "aus ihrer Umgebung eindrucksvoll herauszuheben". Es soll nicht einfach ein romanischer Bau "nachgebaut" werden. Die neue Kirche solle "im Innern und Äußern durch ihre Verhältnisse und nicht durch zu erhoffende Zutaten monumental wirken". Der Fabrikrat fordert außerdem zwei Westtürme zwischen denen die Orgelempore liegen solle. Schließlich werden "doppelgeschossige Seitenschiffe" verlangt um dem Platzbedarf Rechnung zu tragen (ca. 8.000 Katholiken, einschließlich der ca. 2.000 Militärpersonen).

Die von Cades vorgelegte Skizze findet in Landau allgemeine und uneingeschränkte Anerkennung. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um den gleichen Entwurf, der auch für den Rottenburger Dom vorgesehen war und den Bischof Keppler in seinem Werk "Aus Kunst und Leben (Band 1)" ausführlich erörtet hat. Der Fabrikrat beauftragt in seiner Sitzung an diesem Tag definitiv den Stuttgarter Architekten und Rottenburger Diözesanbaumeister Joseph Cades mit der Ausführung des Kirchenneubaus in Landau unter Beachtung der oben genannten Vorgaben.
Auch nach der Realisierung von Cades Entwurf in Landau wurde in Rottenburg das Dombauprojekt nach fast identischem Plan weiter verfolgt, kam aber dort wegen des einsetzenden ersten Weltkrieges nie zur Ausführung.

1905 - 1907

Als Stiftung von Dr. August Ludowici wird in Landau eine städtische Festhalle im Jugendstil erbaut.

23.08.1906

Nach der detaillierten Ausarbeitung von Bauprogramm und Finanzierungsplan erteilt die Königl. Bayerische Regierung dem Fabrikrat die Genehmigung zur Ausführung des Neubaus nach den vorgelegten Plänen.
Auch Pfarrer Brehms Vorgänger in Landau, der jetzige Bischof von Speyer, Dr. Konrad v. Busch hat den Plan gebilligt. Man übertrug der neuen Kirche den Namen, den die Stiftskirche ursprünglich geführt hatte: "St. Maria in coelum assumpta" (Hl. Maria, aufgenommen in den Himmel).

06.01.1907

Wegen der weiten Entfernung des Architekten und dem großen Umfang der Bauarbeiten schien es geboten, einen zweiten Architekten als örtlichen Bauleiter zu bestimmen. Der Fabrikrat beauftragte den aus Frankenthal stammend Architekten Albert Boßlet, der trotz seiner jungen Jahre schon reiche Erfahrung im Kirchenbau hat. Boßlet eröffnet daraufhin in Landau ein eigenes Atelier. Die statischen Berechnungen, die Entwürfe zu den kunstgewerblichen Arbeiten sowie die Pläne zu den verschiedenen technischen Anlagen sind allein sein Werk. Prof. Boßlet hat sich später durch viele Kirchenneubauten in der Pfalz (z.B. Hauenstein, Frankenthal), im übrigen Deutschland (z.B. Münsterschwarzach) und im Ausland einen Namen gemacht. Schon in seiner Landauer Zeit hat er in Insheim und Ramsen eigene Sakralbauten errichtet.

01.05.1907

"In größter Stille und Einfachheit, bei ernstem und innigem Gebete" findet durch Geistlichen Rat Brehm der erste Spatenstich zur neuen Kirche statt.
Bei den folgenden Aushubarbeiten werden hier - vor der ehemaligen Festungsmauer - viele Spuren der früheren Belagerungen gefunden: große und kleine Kanonenkugeln, Pionierspaten, Hufeisen u.ä. Am 15. Mai besucht der Bischof den Bauplatz und spendet seinen Segen. Am 7. Juni kann Stadtpfarrer Brehm den ersten Stein weihen und im südlichen Chor legen. Danach wird die Zahl der Arbeiter von 20 auf 50 erhöht.

01.10.1907

Rechtzeitig vor dem Winter sind die Fundamentarbeiten bis zur Sockeloberkante abgeschlossen. Nun werden die weiteren Arbeiten vergeben und die Wintermonate dazu genutzt, die Baustelle soweit vorzubereiten, dass mit Beginn des Frühlings sofort die Bauarbeiten fortgesetzt werden können: Gerüststangen, Kräne, Aufzüge, Mörtelmaschinen und Steine aus den Brüchen bei Frankweiler werden herbeigeschafft. Im März 1908 kann der Weiterbau in Angriff genommen werden.

12.07.1908

Die Mauern sind schon hoch gewachsen, als im Innern der Kirche der Grundstein gelegt wird. Der erkrankte Bischof wird dabei durch Geistlichen Rat Brehm vertreten. Unter großer Teilnahme der Gläubigen, im Beisein vieler Behördernvertreter, Mitglieder der Protestantischen Kirchengemeinde und des Synagogenausschusses weiht Stadtpfarrer Brehm im Rahmen eines Hochamtes den Grundstein und setzt ihn am Pfeiler links vom Hochaltar ein. Außer einer Urkunde enthält der Stein zwei Flaschen Wein und zwei auf dem Bauplatz aufgefundene Kanonenkugeln.

07.11.1908

Bis zur erneuten Winterpause sind die Wände des Hochschiffes und die Türme bis auf 15 Meter Höhe aufgestiegen, an den Seitenschiffen ist 11 Meter über dem Sockel das Hauptgesims erreicht. An der Sakristei kann noch bis zum 24. Dezember gearbeitet werden.

01.04.1909

Den Winter hatte man genutzt um einzelne Gerüste zu ergänzen, umzubauen oder neu aufzuschlagen sowie Gewölbelehrbögen zu errichten. Im März konnten die eigentlichen Bauarbeiten wieder aufgenommen werden und nun ist im Hauptchor und im Querschiff das Gesims erreicht, die 8 m großen Querschiffrosetten sind bereits vollendet. Einen Monat später erreicht man auch im Hochschiff 20 Meter über dem Sockel das Hauptgesims.

28.05.1909

Die Zimmerleute beginnen mit dem Aufschlagen des Hauptdaches und schon am 1. Juli können die Dachdecker das Eindecken beginnen, mit naturroten Biberschwänzen aus den Mühlacker Ziegelwerken.

16.10.1909

Während unter dem Langhausdach geschützt vor Regen und Sturm schon die Gewölbe entstehen, wachsen die Türme noch weiter in die Höhe. Am 3. September ist am südlichen Turm das Hauptgesims erreicht und knapp 4 Wochen später krönt das Kreuz den inzwischen aufgerichteten Turmhelm. Am 12. Oktober war dann auch der nörliche Turmhelm aufgeschlagen, so dass nun das Richtfest gefeiert werden kann. Noch vor dem Wintereinbruch sind dann am 25. November alle Turmflächen in Kupfer eingedeckt.

Herbst 1909

Zwanzig Jahre hatte Stadtpfarrer und geistl. Rat August Brehm zuerst die Lösung des Simultaneums und dann den Kirchenneubau vorangetrieben. Nun wird er als Domdekan nach Speyer berufen. Zwei Jahre später wird sich in der Festschrift zur Kirchweihe folgender Satz finden: "Solange der Dom von Landau steht, wird auch der Name Brehm mit ihm vereinigt bleiben, und wer immer an dem Grundstein an der nördlichen Chorseite seinen Namen liest, der mag in Dank und Anerkennung des Mannes gedenken, der das große Werk geleitet hat!"
Am 14. Dezember zieht Josef Becker, bisher Pfarrer in Bergzabern "von allen Katholiken freudig begrüßt" als neuer Stadtpfarrer in Landau ein.

01.01.1910

Landau erhält als erste pfälzische Stadt die Kreisfreiheit.

März 1910

Im Winter wurde der Bauschutt aus der Kirche entfernt, der Boden planiert, die Seitenschiffe eingewölbt, die Wände verputzt, die Heizung montiert und schließlich die Kanalisation um das ganze Gebäude gelegt. Außen wurde rasch abgerüstet und ausgefugt. Den Sommer über sollen nun Altarfundamente und Freitreppen hergestellt, der Bodenbelag eingebracht, die Türen eingesetzt und die elektrischen Anlagen montiert werden.

17.10.1910

Trotz der großen finanziellen Belastung durch den Kirchenneubau wollte man die neue Kirche nicht ohne Glocken einweihen, was weitere 38.000 Mark gekostet hat. An diesem Tag werden die 6 Glocken für die Marienkirche in Landau bei der Firma Petit und Gebr. Edelbrock in Gescher (Westfalen) gegossen. Das Geläute ist so gut gelungen, dass es im ersten Weltkrieg erhalten blieb, was nur in wenigen Fällen erreicht werden konnte.

Nov. 1910

Der Neubau der Marienkirche ist vollendet.

06.12.1910

Die Glocken für die neue Pfarrkirche halten Einzug in Landau und werden unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auf geschmückten Transportwagen zur Kirche gebracht.

08.12.1910

Am Fest Mariä Empfängnis weiht Stadtpfarrer Becker die Glocken und erteilt der neuen Kirche die Benediktion, die sog. "kleine Weihe", so dass sie ab sofort benutzt werden kann. Im Hinblick auf die noch bevorstehende Konsekration wird jetzt von Feierlichkeiten Abstand genommen. Trotzdem ist eine große Zahl von Gläubigen zum ersten Meßopfer in die Kirche gekommen.

24.12.1910

Erstmals erschallten am 20.12.1910 die Glocken von den Türmen der Marienkirche über Landau. In diesen Tagen vor Weihnachten wurde in der Kirche eifrig gearbeitet und eine provisorische Einrichtung installiert. So kann die heilige Nacht 1910 in der neuen Kirche gefeiert werden. Die Festschrift zur Konsekration im folgenden Jahr wird hierzu vermelden: "Eine nie gesehene Menschenmenge aus allen Ständen, Konfessionen und Altersklassen war schon um 11 Uhr im Kaiserring, Südring und in der Bismarckstraße zusammengeströmt um Zeuge der seltenen Weihnachsfeier zu sein." Eine Militärkapelle spielte von den Türmen Weihnachtslieder, dawischen läuteten die Glocken. Die ganze Kirche erstrahlte im Scheine eines "bengalischen Feuers".

12.06.1911

Feierliche Konsekration der Landauer Marienkirche durch den Bischof von Speyer, Dr. Michael Faulhaber, der erst kurz zuvor die Nachfolge des verstorbenen Bischofs Busch angetreten hatte und dessen erste Kirchenkonsekration dies war. In der Presse wird die Kirchweihe als Ereignis gefeiert, "wie es die Landauer seit Jahrhunderten nicht gefeiert haben und nicht wiedererleben werden".
Finanziell hatte sich die Pfarrgemeinde mit dem Neubau ziemlich übernommen (der Entschuldungsplan war angelegt bis 1964), so dass die endgültige Innenausstattung erst in den Folgejahren nach und nach erfolgen kann.

1912

Nach der Fertigstellung der Marienkirche wird die Augustinerkirche zur Garnisonskirche bestimmt.

1913

Die elektrische Oberlandbahn Landau - Neustadt wird eröffnet.

1914

Der Konflikt zwischen Österreich und Serbien weitet sich zum 1. Weltkrieg aus.

1918

Mit dem Ende des 1. Weltkrieges wird Landau nun wieder französische Garnison und die Augustinerkirche wird französische Garnisionskirche.

1921

Anschaffung der Weihnachtskrippe für die Marienkirche von Seb. Osterrieder, München.

1923

Bildhauer Schreiner aus Regensburg schnitzt für die Marienkirche ein Kriegsgedächtniskreuz aus Lindenholz auf dessen Rückseite die Namen der Gefallenen eingeschrieben sind.

1923 - 1931

Beschaffung eines Kreuzweges für die Marienkirche, geschnitzt aus Eichenholz von Bildhauer Georg Wallisch, München und geweiht am Nachmittag des 20.12.1931 durch Bischof Dr. Ludwig Sebastian.

1924

Die Firma Steinmeyer in Öttingen baut für die Marienkirche eine Orgel mit 4 Manualen, 72 Registern und elektrischer Traktatur. Das Gehäuse aus Eichenholz stiftete die Landauer Firma Lukas Herr, die Weihe erfolgt im Oktober 1924.

1925

Aufgrund der Währungsumstellung wird nicht nur das Kirchenstiftungsvermögen von 80.000 Mark auf 10.000 abgewertet sondern auch die Schulden. Hatte der Finanzierungsplan ursprünglich die Rückzahlung des großen Darlehens bis ins Jahr 1964 vorgesehen, so konnte nun schon 40 Jahre früher die finanzielle Seite des Kirchenbaus bereinigt werden.

1928

Beschaffung des Franziskusaltares.

1930 - 1933

Nach Auflösung der französischen Garnison wird die Augustinerkirche renoviert. Dabei wird ihre neugotische Ausstattung von 1892 entfernt. Danach dient die Augustinerkirche der (einzigen) Pfarrei (St. Maria) als Nebenkirche.

1931

Nach den Plänen des Architekten Arnold Wothe, München, eines Bruders des derzeitigen Stadtpfarrers, entstehen Hochaltar und Kanzel für die Marienkirche. Beides wird am 20.12.1931 - zusammen mit dem Kreuzweg - von Bischof Dr. Ludwig Sebastian geweiht. Die Treibarbeiten für den Hochaltar schuf die Münchener Firma Ehrenböck nach dem Entwurf von Bildhauer Wallisch. Links und rechts vom Tabernakel stehen je 3 überlebensgroße Heiligenstatuen: die Weltapostel, Petrus und Paulus, die Apostel der Deutschen, Bonifatius und Petrus Canisius sowie die Apostel der Pfälzer Heimat, Remigius mit der Taube und Pirminius mit dem blühenden Dornzweig. Außerdem werden vier Beichtstühle ebenfalls nach Plänen von Architekt Wothe beschafft.

1933

Beschaffung des Taufsteins und des Herz-Jesu-Altares in der linken Seitennische. Der Gesamtentwurf des Taufsteins stammt ebenfalls wieder von Architekt Wothe, das Modell zu den Bildhauerarbeiten von Georg Wallisch.

1934

Die Künstler des Hochaltares liefern eine in Goldbronce getriebene Kommunionbank für die Marienkirche.

1936

Landau wird nun wieder deutsche Garnison.

1936

Eine Landauer Familie stiftet den Bruder-Konrad-Altar für die Marienkirche.

1936 - 1939

Entstehung der Siedlungen: Wollmesheimer Höhe, Queichheim, Hostsiedlung, Burgen- und Fliegerviertel. 1937 werden die Dörfer Queichheim und Mörlheim im Osten der Stadt nach Landau eingemeindet.

1938

Nach einem Gesamtentwurf des ehem. leitenden Architekten Prof. Bosslet entsteht durch die Bildhauerin Gossens-Biehler, München der Marienaltar im linken Querschiff. Das Mittelstück des Altaraufsatzes ist die gotische Holzplasik "Beweinung Christi", die beim Auszug aus der Stiftskirche vertragsgemäß mitgenommen wurde. Die flankierenden Reliefs stellen eine Auswahl aus den 7 Schmerzen Mariens dar.

12.07.1939

Nach einer ersten Schändung der Kirche vor 10 Tagen trifft es nun den Hochaltar: Alle Statuen werden heruntergerissen, das Altarkreuz zertrümmert, die Leuchter herabgestoßen und verbogen. Die gleichen Täter schänden auch die Kirche in Bergzabern zweimal und werden dort bei der zweiten Tat von der Geheimen Staatspolizei gefaßt. Diese geht rigoros gegen die Täter vor, vermutlich um zu demonstrieren, dass nicht das gegenwärtige Regime für die Untat verantwortlich sei. Dabei hatte die nationalsozialistische Hetze gegen Kirche und Religion sehr wohl den Boden für solche Taten bereitet.
In Landau nutzt man diese Gelegenheit zu einer schon länger geplanten Umgestaltung von Chor und Hauptaltar nach Plänen von Prof. Boßlet. Die beschädigten Statuen werden von Kupferschmied Max Beßler, Würzburg wiederhergestellt und nun entlang der Chorwand aufgestellt. Die Altarmensa wird verkleinert. Ein kupfergetriebener Kruzifixus für die Mitte der Chorwand wird war zwar noch begonnen, kann aber erst nach Kriegsende vollendet werden.

1939

Der deutsche Überfall auf Polen löst den 2. Weltkrieg aus.

1940

Nach einem Gesamtentwurf von Prof. Boßlet erhält die Marienkirche einen Josefsalter (bzw. Altar der Hl. Familie). Der von dem Münchner Bildhauer Josef Staud in Holz ausgeführte Altaraufsatz zeigt im Mittelstück die Hl. Familie mit Josef im Zentrum, flankiert von Maria und dem Jesuskind. Auf den Flügeln des Reliefs den Hl. Josef als Schutzpatron der Kirche.

1940

An der Hl.-Kreuz-Kirche (ehem. Augustinerkirche) wird eine Expositur errichtet (eigener Seelsorgebereich ohne eigene Vermögensverwaltung, der von einem Kaplan (Pfarrvikar) der Mutterpfarrei geleitet wird). Ihr Einzugsbereich ist der Norden und der Osten der Kernstadt von Landau.

Mai 1940

Blieben die Glocken der Marienkirche im 1. Weltkrieg noch verschont, so müssen sie jetzt als Kriegsmaterial dienen. Da die Abnahme von den Türmen zu schwierig ist, werden sie oben schon zerschlagen und dann abtransportiert. Nur eine einzige, die kleinste Glocke wird der Pfarrgemeinde belassen.

31.05.1943

In Stuttgart stirbt der Architekt der Landauer Marienkirche Joseph Cades im Alter von 88 Jahren.

1944 / 45

Schwere Zerstörungen durch Luftangriffe auf Landau zum Ende des Krieges.
Die Marienkirche wird davon erstmals am 24.08.1944 tangiert: bei einem Flugzeugabsturz in der Vogesenstraße werden Dach und Fenster von Kirche und Pfarrhaus beschädigt. Bei einem Luftangriff im Dezember 1944 wird die Marienkirche zwar nicht direkt getroffen, ist jedoch durch Einschläge in der Umgebung so stark beschädigt, dass kein Gottesdienst mehr abgehalten werden kann. Dieser findet danach im Konradsheim und im Vinzentiuskrankenhaus statt, 1945 sind die Katholiken dann wieder in der Stiftskirche zu Gast.
Am 16.3.1945, sechs Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner werden in Landau 50 % aller Wohnungen bei schwersten Luftangriffen in Mitleidenschaft gezogen. In einem Luftschutzraum unter dem Kreuzgang der Augustinerkirche verlieren 44 Menschen ihr Leben, der Chorschluß der Kirche wird völlig zerstört. Bei der Marienkirche werden Sakristei und Pfarrhaus direkt getroffen und vollständig zerstört, 9 Menschen finden hier den Tod, darunter auch Pfarrer Jakob Knöll. Nur Kapalan Bischof und der Meßdiener Franz Dury können aus den Trümmern geborgen werden. Die Kirche selbst wird zwar wieder von direkten Treffern verschont, durch die nahen Einschläge jedoch weiter beschädigt.

10.07.1945

Albert Weigel wird neuer Pfarrer von Landau.

01.06.1946

Nach ersten Aufräumarbeiten noch im Sommer 1945 beginnt man jetzt mit den dringendsten Renovierungsarbeiten, wobei die statischen Sicherungsmaßnahmen im Vordergrund stehen müssen. Ein Problem ist das fehlende Baumaterial, so müssen in Ermangelung von Glas einige Fenster zugemauert werden, andere einfach offen bleiben, so dass Regen und Wind durch die Kirche peitschen können. Trotzdem ist es möglich, ab Fronleichnam 1946 zumindest an Sonn- und Feiertagen wieder Gottesdienst in der Marienkirche zu feiern. Vor Einbruch des Winters sind zumindest alle Fenster zugemauert oder verglast, das Dach ist jedcoch erst Anfang 1947 wieder regendicht.

25.09.1948

Der Speyerer Bischof und spätere Münchener Kardinal Joseph Wendel erhebt den Seelsorgebezirk Hl. Kreuz zur Pfarrei. Die Augustinerkirche wird damit zur Pfarrkirche, die Kernstadt Landau hat jetzt zwei selbständige katholische Pfarreien.

1949

Im neu erreichteten Bundesland Rheinland-Pfalz wird Landau nun wieder kreisfreie Stadt.
Erstmals findet in Landau die Südwestdeutsche Gartenbauausstellung (SÜWEGA) statt.

1949 - 1955

Nach der Währungsreform werden im Zuge einer großen Renovierung die noch bestehenden Kriegsschäden an der Marienkirche beseitigt. Dafür wird von der Gemeinde mehr als 140.000 DM aufgewendet, hinzu kommt ein Zuschuß der Diözese in Höhe von 32.000 DM.

1950

Der von Kupferschmied Max Beßler in Würzburg schon 1939 begonnenen Kruzifixus für die Mitte der Chorwand wird nun vollendet, außerdem drei beim Bombenangriff erneut beschädigte Figuren repariert und sechs neue Leuchter für den Hochaltar angefertigt.

1951

Gründung eines Kirchenbauvereins zur Beschaffung der Mittel für die laufende Kirchenrestauration.

1952

Als Eigentümerin des Turmes der Stiftskirche und der dortigen Glocken ist die politische Gemeinde auch für deren Neubeschaffung zuständig. Der Stadtrat der Stadt Landau beschließt jedoch einstimmig (mit der Stimme der einzigen kommunistischen Abgeordneten), auch die Glockenbeschaffung der Marienkirche zu unterstützen und vorläufig insgesamt 50.000 DM für die neuen Landauer Glocken bereitzustellen. Letztlich hat die sich die Stadtgemeinde an den Kosten für die Glocken der Marienkirche in Höhe von 70.000 DM mit 34.000 DM beteiligt. Auf Anregung der Stadt wird ein gemeinsamer Glockenausschuß gebildet. Von Anfang steht fest, dass die beiden Geläute harmonisch aufeinander abgestimmt sein sollen. Man wählt folgende Töne: Stiftskirche: h - a - fis - a, Marienkirche: a - c - e - g - a - h.

02.04.1952

Während die protestantische Gemeinde ihre Glocken bei der Firma Gebr. Rincker in Karlsruhe gießen läßt, entscheidet sich die katholische Gemeinde entgegen dem Rat der protestantischen und städtischen Sachverständigen sowie der bischöflichen Behörde nicht für die Pfälzer Firma Hamm sondern für die Firma Edelbrock in Westfalen, die auch schon die Glocken von 1911 geliefert hatte. Man wählt Bronzeglocken (statt Stahl) und sog. progressive Rippen (kleine Glocken - schwere Rippen, große Glocken - leichte Rippen), was zu dieser Zeit ein Experiment ist.

12.06.1953

Guß der neuen Glocken für die Marienkirche.

04.07.1953

Die neuen Landauer Glocken werden von beiden Kirchengemeinden in einer gemeinsamen Feier auf dem Rathausplatz in Empfang genommen. Die Glocken der Marienkirche werden am folgenden Tag um 17 Uhr durch Bischof Dr. Isidor Markus Emanuel geweiht.

12.07.1953

Zur Primiz des Neupriesters Helmut Kraemer, eines Sohnes des Landauer Oberbürgermeisters läuten erstmals die neuen Glocken der Marienkirche.

1953 / 1954

Der in Landau lebende pensionierte Münchner Kunstprofessor Markus Heinlein fertigt unentgeltlich in 16-monatiger Arbeit (einschließlich der Herstellung des Modells) eine Holzplastik der Kirchenpatronin für den Platz am linken Pfeiler vor der Kommunionbank. Aus einer wuchtigen in Belgien gewachsenen Pappel entsteht im Pfarrhof mit 3,60 m Höhe die größte Holzplastik Westeuropas.

1956

Seit den Kriegseinwirkungen war die Orgel der Marienkirche nicht mehr spielbar. Nach ursprünglichen Überlegungen schon im Jahre 1948, die Orgel wieder spielbar herrichten zu lassen, entschied man sich jetzt für eine grundlegende Restaurierung durch die Erbauerfirma Steinmayer in Oettingen. Nach langen Beratungen entschloß man sich zu einer zeitgemäßen Neudisposition des 2. Manuals. Außerdem wurde der Prospekt modernisiert und von allen überflüssigen Holzverkleidungen befreit, so dass die freistehenden, zur Mitte hin kleiner werdenen Pfeifen mit der dahinter liegenden Glasrosette zu einer Einheit verschmelzen. An Weihnachten 1956 kann die restaurierte Orgel erstmals wieder erklingen. Sie hat jetzt 4.516 Pfeifen in 56 Registern auf 3 Manualen und 16 Registern im Pedal.

1957

Neugestaltung des Hauptportals der Marienkirche. Die Zweiteilung des Hauptportals durch einen Mittelpfeiler hat sich bei Prozessionen immer wieder als hinderlich erwiesen. Im Zuge der Beseitigung dieser Situation mußte das Tympanon und der Türsturz herausgenommen werden. Bei dieser Gelegenheit hat der in Landau ansässige Professor Markus Heinlein, der 3 Jahre zuvor die große Holzplastik der Kirchenpatronin geschaffen hatte, aus dem Stein des Tympanon die "Himmelfahrt Mariens" ausgehauen und auf dem Stürz die Apostel dargestellt.

1960

In Ergänzung des Tympanons am Hauptportal hat Professor Heinlein in den beiden anderen Tympanen der Hauptfront links den Sündenfall und rechts die Verkündigung Mariens dargestellt.

09.09.1962

Das ab 1937 besiedelte Gebiet "Wollmesheimer Höhe" im Südwesten der Stadt und der Pfarrei St. Maria war nach dem 2. Weltkrieg weiter gewachsen, so dass ab 1950 hier Gottesdienste in einer Baracke abgehalten wurden. Mit der Konsekration der Kirche St. Albert erhält Landau nun seine 3. katholische Pfarrkirche in der Kernstadt.

11.10.1962

Papst Johannes XXIII. eröffnet in Rom das Zweite Vatikanische Konzil.

06.12.1964

Auch im Nordosten war die Stadt nach Ende des 2. Weltkrieges stark gewachsen, so dass, wie im Südwesten, auch hier, auf dem Gebiet der Pfarrei Hl. Kreuz, eine Kuratie errichtet wurde. Mit der feierlichen Konsekration der neuen Pfarrkirche Christ-König durch den Bischof von Speyer, Dr. Isidor Markus Emanuel, stehen den Landauer Katholiken künftig nun 4 Pfarrkirchen zur Verfügung.

1965

Abschluß des Zweiten Vatikanischen Konzils.

09.06.1968

Der Landauer Dr. Friedrich Wetter wird durch Papst Paul VI. zum Bischof von Speyer ernannt.

01.10.1969

Mit der Erhebung der Kuratie Christ-König zur selbständigen Pfarrei sind aus ehemals einer katholischen Pfarrei in der Kernstadt Landau innerhalb von nur 20 Jahren deren vier geworden.

22.04.1972

Durch die Eingemeindung der Dörfer Arzheim, Dammheim, Godramstein, Mörzheim, Nußdorf und Wollmesheim steigt die Einwohnerzahl von Landau auf 40.000 an.

24.06.1974

Beginn einer umfassenden Umgestaltung des Innenraumes der Marienkirche.
Schon seit der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils vor mehr als einem Jahrzehnt feiert der Pfarrer in der Marienkirche den Gottesdienst den Gläubigen zugewandt an einem einfachen Holztisch. Nun soll dieses Provisorium beendet und der Kircheninnenraum gemäß den neuen Erfordernissen umgestaltet werden.
Die Leitung der Arbeiten liegt bei dem Landauer Architekten Willi Metz. Kommunionbank, Hochaltar, Seitenaltäre und Kanzel werden ersatzlos entfernt. Der dunkle Marmorboden wird abgehoben und nach Einbau einer Warmluft-Bodenheizung wird ein neuer Fußboden aus Muschelkalt ("Deutscher Marmor") verlegt.
Die hinter dem Hochaltar im Halbrund angeordneten Heiligenfiguren finden im Vorraum der Kirche einen neuen Platz, die ehedem zugemauerten Konchen im Chor werden nun wieder geöffnet. An der Stelle des Hochaltares wird nun der Taufstein aufgestellt, dessen früheren Platz im rechten Chorraum nun die Statue des Heiligen Franziskus einnimmt. Der neue Altar, vom dem Speyerer Künstler Günther Zeuner aus einem 160 Zentner schweren Sandsteinblock gefertigt wird in der Vierung plaziert. Er trägt auf der linken Seite das Wappen von Bischof Dr. Friedrich Wetter, der diesen Altar gestiftet hat. Zu der vorhandenen Marienstatue von Prof. Heinlein fertigt Günther Zeuner einen Ambo und ein Kreuz aus Holz. Für die drei großen Glasfenster im Chorabschluß entwirft Zeuner einen Marienzyklus. Durch die ausschließliche Verwendung der Farben Rot, Weiß und Gold wird dem Chor damit eine große Helligkeit gegeben.
Ein neuer Tabernakel, aus der Hand des gleichen Künstlers findet in einer Stele im linken Chorraum an der Stelle des ehemaligen Herz-Jesu-Altars seinen Platz.

1983 / 1984

Im Gewölbe der Marienkirche zeigen sich Risse, denen zunächst kaum Beachtung geschenkt wird. Erst nachdem sie innerhalb kürzester Zeit an Größe und Stärke zunehmen und sich an manchen Stellen auch Putz vom Gewölbe löst, wird im Dezember 1984 ein statisches Gutachten erstellt. Dieses stellt ein bedenkliches Auseinanderstreben des Gewölbes fest. Vermutete Ursachen: Bombenschäden, falsche Aussrichtung der Glockenstühle (in Nord-Süd-Richtung statt Ost-West wie der Bau selbst), stark zugenommener Autoverkehr sowie langjährige Tiefflüge über Landau.

1984

Partnerschaft Landau - Kigoma (Ruanda)

20.09.1985

Beginn der Arbeiten zur Sanierung des Gewölbes der Marienkirche.
Zunächst werden in den Dachstühlen der Seitenschiffe 40 bis 50 cm starke Stahlbetonbalken eingezogen. An diesen werden quer zum Hauptschiff verlaufende Rundeisen befestigt, die durch die Pfeiler hindurch die Außenwände der Kirche zusammenhalten. Weil diese Spannanker im Chor den Blick auf die Fenster optisch durchschnitten hätten hat man hier stattdessen eine andere Stützkonstruktion gewählt, die in den Dachräumen der Seitenschiffe beiderseits des Chors untergebracht ist.
Die schadhaften Stellen im Gewölbe werden danach Meter für Meter aufgestemmt und von oben ausgestampft. Die so behandelten Risse belaufen sich am Ende auf rund 2000 Meter. Im südlichen Querschiff wird ein neuer Gewölbeputz aufgetragen und danach der ganze Kircheninnenraum neu gestrichen.
In den Türmen werden sechs Stahlbetondecken eingezogen und danach die Glockenstühle um 90 Grad in West-Ost-Richtung gedreht.

1987

Wiedereröffnung des Frank-Loebschen Hauses im Beisein ehemaliger jüdischer Bürger.

1990

Landau wird Universtitätsstadt

1999

Beginn der Renovierung und Sanierung der Landauer Festhalle, u.a. Freilegung der ursprünglichen Jugendstildecke

Seit 2004

Renovierungsprogramm:
  • Sanierung der Sandsteinrosette des Westwerkes über dem Hauptportal
  • Austausch der Glocken-Klöppel
  • Erneuerung der Schall-Läden in beiden Glockenstuben
  • Restaurierung der Steinmeyerorgel von 1924


Dieter Meyer, September 2007
Unter primärer Verwendung der
unter "Literatur" angegebenen Veröffentlichungen




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