30.05.1274
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König Rudof von Habsburg verleiht der befestigten Ansiedlung "Landowe" die Stadtrechte und bewilligt ihr einen Wochenmarkt.
Damit hatte die nur wenige Jahrzehnte alte, vom Stadtherrn Graf Emich v. Leiningen als Straßenmarkt mit wenigen Seitengassen
systematisch angelegte Handwerker- und Händlersiedlung die sie umgebenden jahrhundertealte Ansiedlungen hinsichtlich
Bevölkerungszahl und rechtlicher Stellung bereits überholt.
Seelsorgerisch wurden die ersten Landauer Bürger von Queichheim aus betreut, zu dessen Pfarrsprengel das Gebiet von Landau gehörte.
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1276
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Um in der jungen Stadt eine geregelte Seelsorge sowie die Kranken- und Armenpflege sicher zu stellen,
beruft der Stadtherr zwei Jahre nach der Stadterhebung Augustiner-Chorherren aus dem Kloster "Zur Steige"
bei Zabern im Elsaß nach Landau. Sie sollen hier einen Konvent gründen
sowie ein Spital mit zugehöriger Kirche errichten.
Vom Stadtherrn werden die "Steigerbrüder" dazu mit entsprechenden Grundstücken ausgestattet.
Dem Pfarrer von Queichheim zahlt der Stadtherr jährlich 10 Pfund Heller
Entschädigung für den Verzicht auf seine Seelsorgerechte auf dem Gebiet der Stadt.
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29.08.1279
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Der Speyerer Diözesan- und Fürstbischof Friedrich von Bolanden löst auf Veranlassung des Stadtgründers
das Stadtgebiet von Landau aus dem Queichheimer Pfarrsprengel heraus und errichtet für Landau eine
eigene Pfarrei, die von den "Steigermönchen" betreut werden soll und die nun auch eine eigene Pfarrkirche
erhalten kann.
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1281
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Baubeginn einer ersten Landauer Pfarrkirche.
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1291
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Nach dem Erlöschen der Linie Leiningen-Landeck erhebt König Rudolf von Habsburg Landau zur Reichsstadt.
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Um 1300
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Das starke Anwachsen der Bevölkerung, vorwiegend durch Zuzug aus Nachbardörfer, von denen dann einige deshalb
untergegangen sind, machte bereits um die Jahrhundertwende eine erste Stadterweiterung notwendig. Sie erfolgte
durch Überschreiten der Queich in südlicher Richtung und Verlängerung des Straßenmarktes um ca. 180 Meter.
Wegen des starken Bevölkerungswachstums ist wohl auch die erste Pfarrkirche schon zu klein geworden.
Das erste Grundstück südlich der Queichquerung, eine große Parzelle, der nun räumlich betrachtet eine
zentrale Bedeutung zukommt, erhalten die "Steigerbrüder".
Hier kann nun neben dem Konvent für die Mönche auch eine neue große
Stadt- und Klosterkirche, vor ihr ein zentraler Platz und daneben ein neues Rathaus entstehen.
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ca. 1303
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Augustiner-Eremiten lassen sich in Landau nieder. Sie erhalten, für einen Bettelorden durchaus üblich, ein Grundstück
außerhalb der Stadtmauer in einer dörflichen Ansiedlung (heutige nördl. Königstraße) und beginnen dort ein Konvetsgebäude
und eine Kirche (Augustinerkirche) zu bauen. Pfarrliche Rechte haben die Augustiner-Eremiten in der Stadt selbst
nie ausgeübt.
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1309
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Für die im Bau befindliche neue Pfarr- und Klosterkirche in Landau werden weitere finanzielle Mittel benötigt:
Der Bischof von Speyer gewährt allen Spendern einen Ablaß von 40 Tagen.
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1315
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Erste Nennung des Kaufhauses in Landau, in dem vor allem der Handel mit Safran und Wolle abgewickelt wurde.
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1320
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Der Bischof von Speyer gewährt erneut einen Ablaß für Spenden zu Gunsten des Kirchenneubaus in Landau.
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1324
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Die Stadt Landau wird an den Bischof von Speyer verpfändet. Der Speyerer Fürstbischof hat damit praktisch und formell
für fast zwei Jahrhunderte (bis 1511) auch die weltliche Herrschaft über Landau. Er bestellt z.B. den Landauer Bürgermeister.
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13.05.1333
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Die neue 3-schiffige Stifts- und Stadtpfarrkirche ist im Wesentlichen fertiggestellt und wird "Unserer Lieben Frau" geweiht.
Durch die verhältnismäßig kurze Bauzeit war stilistisch ein einheitlicher Bau in den Formen der frühen Gotik entstanden. Auf
die Errichtung eines Turmes war dabei allerdings verzichtet worden.
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01.05.1340
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Gerhard von Ehrenberg, Fürstbischof von Speyer, spricht dem Prior und dem Konvent des Steigerherrnklosters alle
mit der Pfarrei Landau zusammenhängenden Rechte zu. Damit sind Konvent und Pfarrei untrennbar verbunden und der
Klosterprior ist rechtlich der eigentliche Pfarrer von Landau.
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1344
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Rat und Bürgerschaft der Stadt errichten an der Nord-Ost-Ecke des Straßenmarktes gegenüber dem Kaufhaus die Katharinenkapelle als
3-schiffige Anlage für die seit fast 30 Jahren in der Stadt wirkenden Beginen, eine Laienvereinigung frommer Frauen, die sich
den Armen und Kranken widmen.
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1349
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Die Pestepidemie erreicht die Pfalz
16 Jahre nach Fertigstellung der Kirche wird nun mit dem Bau eines Turmes begonnen,
auf Wunsch der Bevölkerung und vermutlich auf Kosten der Stadt, da der Turm auch später im Besitz der Stadt erscheint.
Er war nicht nur Glockenturm für die Kirche sondern diente auch einem Türmer als Wohnung, der die Bürger
der Stadt vor Feuer und Feind zu warnen hatte.
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1386
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Kurfürst Ruprecht I. von der Pfalz gründet in Heidelberg die erste Universität auf
dem Boden des heutigen Deutschland.
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1414 - 1418
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Das Konstanzer Konzil beendet nach 39 Jahren das abendländische Schisma, verurteilt Jan Hus
und läßt ihn als Ketzer verbrennen.
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1440
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Johannes Gutenberg erfindet den Buchdruck mit beweglichen Lettern.
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1458
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Wegen eines zwischenzeitlichen Brandschadens wird der Turm der Landauer Pfarr- und Klosterkirche
erst mehr als 100 Jahre nach Baubeginn fertiggestellt.
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1483
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Mit Genehmigung von Papst Sixtus IV. wird das Kloster der Augustiner-Chorherren in Landau in ein
weltliches Chorherren- und Kollegiatstift umgewandelt. Die Bindung zwischen Stift und Pfarrei bleibt
jedoch weiterhin bestehen.
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1492
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Columbus entdeckt Amerika.
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1511
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Kaiser Maximilian löst Landau aus der Verpfändung an den Fürstbischof in Speyer aus und unterstellt es
der Landvogtei im Elsaß.
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1517
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Der Augustinereremit und Bibelexeget Dr. Martin Luther schlägt seine 95 Ablaßthesen an die Schloßkirche von Wittenberg
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1518
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Die Landauer Stiftsherren berufen den Weltgeistlichen Johannes Bader an die Stifts- und Pfarrkirche.
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1521
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Landau wird auf dem Wormser Reichstag der Decapolis, dem elsässischen Zehn-Städte-Bund eingefügt.
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1522
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Der auf Betreiben Franz von Sickingens von der in Landau versammelten Ritterschaft gegründete
und gegen die Fürsten gerichtete "Landauer Bund" hilft auch der Lehre Luthers zum Durchbruch.
Fortan bekennt sich der Landauer Pfarrer Johannes Bader zur Lehre Luthers und verkündet diese in der Stiftskirche.
Da Bader bei den Bürgern der Stadt sehr beliebt ist und hohes Ansehen genießt,
schließen sich auch Rat und Bürgerschaft zum großen Teil schon sehr früh der Reformation an.
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1524
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Bei Predigten Baders kommt es in der Stiftskirche wiederholt zu Auseinandersetzungen.
Die Stiftsherren wollen ihn vom Bischof bestrafen lassen.
Der Landauer Rat setzt sich jedoch für ihn ein und bittet, ihn als Pfarrer in Landau zu belassen.
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1525
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In Nußdorf rottet sich ein Bauernhaufen zusammen und überfällt das Zisterzienserkloster Eußerthal.
Dies ist der Beginn des Bauernkrieges in der Pfalz.
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1529
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Der Reichstag zu Speyer endet mit dem "Protest" der evangelischen Minderheit (daher die Bezeichnung "Protestanten").
In Landau feiert Pfarrer Bader den lutherischen Gottesdienst in der Spitalkirche. Da ihm die
Stiftsherren die Bezüge gestrichen haben, wird er von dem Rat der Stadt mit 12 Gulden unterstützt.
Zum Ende des Jahrzehnts ist fast die ganze Reichsstadt evangelisch. Die Verleihung des Bürgerrechts
der Stadt Landau wird künftig davon abhängig gemacht, dass der Antragsteller sich zur evangelischen Lehre bekennt.
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Um 1535
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Der Rat der Stadt Landau verfügt die Teilung der Stiftskirche. Den Stiftsherren und wenigen Einwohnern, die der
alten Lehre treu geblieben sind, wird der Chor zugewiesen. Pfarrer Bader hält seine Gottesdienste, durch ein
Eisengitter getrennt, nach der Wittenberger Lehre im Langhaus. In der Folge kommt es, nicht nur deshalb, immer
wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den Stiftsherren und dem Rat der Stadt, die einen breiten schriftlichen
Niederschlag gefunden haben.
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1545
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Nach dem Tod von Pfarrer Bader wird Dr. Friedrich Groß Nachfolger als Stiftspfarrer. Die lutherische Gemeinde
wird nun von dem bisherigen Diakon Liebmann betreut. Damit hat Landau erstmals zwei Pfarrer. Allerdings wird
zu dieser Zeit noch gar nicht zwischen "lutherisch" und "römisch-katholisch" unterschieden: noch 70 Jahre später
werden die Katholiken in Landau als "Altkatholiken" bezeichnet.
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1545 - 1563
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Das Konzil von Trient führt zur innerkirchlichen Reform und löst dadurch die sog. Gegenreformation aus.
Träger dieser Bewegung sind neben dem Reformpapsttum hauptsächlich die Jesuiten.
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1555
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Der Augsburger Religionsfriede bringt den endgültigen Verzicht auf eine einheitliche Religion.
Einerseits wird der lutherischen Religion offiziell Reichsschutz gewährt, andererseits ist nun
aber auch die Existenz derer gesichert, die dem alten Glauben treu geblieben sind, auch dort wo sie inzwischen,
wie in Landau, in der Minderheit sind. Die Auseinandersetzungen um die Auslegung dieses "Religionsfriedens"
haben allerdings noch rund 100 Jahre gedauert und erst nach den Schrecken des dreißigjährigen Krieges ein
Ende gefunden.
In Landau streiten ein Jahr später Stiftskapitel und lutheranische Bürger, d.h. der Stadtrat um die
Besetzung der Pfarrerstelle.
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1580
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Beginn der Hexenprozesse in Landau. Ihre Höhepunkte erreichen sie in den Jahren 1584 / 1585 und dann nochmal
1595 / 1596.
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1618
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Während sich in vielen europäischen Ländern entweder die Reformation oder die Gegenreformation durchgesetzt
hat, wird in Deutschland durch die gebietsweisen Erfolge der Gegenreformation die Spaltung vertieft.
1618 bricht in Böhmen der bewaffnete Kampf zwischen evangelischer "Union" und katholischer "Liga" aus,
der letztlich 30 Jahre dauern und am Ende zu einer völligen Neuordnung der Machtverhältnisse in Europa führen sollte.
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1621 - 1645
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Während des 30jährigen Krieges wechselt die Stadt Landau siebenmal den Besitzer. Die Einwohnerzahl
sinkt von 2.500 auf 1.500.
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1622 - 1651
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Fast hundert Jahre lang konnte die katholische Gemeinde in Landau nicht mehr wachsen.
Bürgerrechte wurde nur Anhängern der protestantischen Lehre gewährt und die Gegenreformation,
vorwiegend getragen von der "Gesellschaft Jesu", hat in Landau kaum etwas erreicht.
Als nun im dreißigjährigen Krieg mit Unterbrechnung von 1631 bis 1636 Truppen katholischer Mächte
die Stadt besetzt haben (zuerst Österreicher, dann auch Lothringer und Franzosen), hat sich das
erstmals geändert. Zwar konnte angesichts von Krieg und Not von einem planmäßigen Neuaufbau
keine Rede sein, doch hat der katholische Bevölkerungsanteil nicht zuletzt durch die Förderung
der katholischen Besatzungsmächte stark zugenommen.
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1648
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Der Friede von Münster beendet den dreißigjährigen Krieg. Deutschland zerfällt in eine Vielzahl kleiner Staaten.
Landau wird zusammen mit den anderen elsässischen Reichsstädten der Schutz- und Schirmpflicht Frankreichs unterstellt.
Ludwig XIV. wird daraus ein Besitzrecht ableiten und das Reich wird die Annexion nicht verhindern können.
Für Landau als der nördlichsten dieser von Frankreich annektieren Reichsstädte und somit der am weitesten vorgeschobene
Posten Frankreichs wird dies weitreichende Konsequenzen haben.
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1650
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Durch Vertrag wird der katholischen Gemeinde nun auch das Mitgebrauchsrecht am Kirchenschiff der Stiftskirche zugestanden.
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1659
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Letzter Hexenprozess in Landau.
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1673
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Der Rat der Stadt Landau rät dem katholischen und dem evangelischen Pastor "eine beständige undt
Christenliche einigkeit von hertzen" zu wahren.
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1680
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Ständige Besatzung durch die Franzosen.
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1683
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Aufgrund einer Ordonnance des französischen Königs Ludwig XIV. verkündet der Rat der Stadt verschiedene
Verbesserungen bezüglich der freien Religionsausübung für die Katholiken. Aufgrund dieser für die
Katholiken günstigen Situation kommt es zu zahlreichen Übertritten von Lutheranern und sogar von Juden, z.B.
dem "Judendoktor" Joseph.
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1688
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Pfälzischer Erbfolgekrieg bis 1697: Ludwig XIV. läßt große Teile der Pfalz zerstören und
Landau, die nördlichste der annektieren Reichsstädte,
durch seinen genialen Baumeister Vauban zu "einer der größten Festungen der Christenheit" ausbauen.
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1689
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Im Zuge der Bauarbeiten für die Festung kommt es in Landau zu einem katastrophalen Stadtbrand. Drei Viertel der
Stadt brennen nieder. Außer der Spitalkirche bleiben jedoch alle anderen Kirchen und Kapellen von dem Feuer
verschont. Der Brand war offensichtlich durch Brandlegung verursacht worden um Platz für den Festungsbau
zu schaffen. So war die Queich zuvor umgeleitet worden, die Eimer an den Brunnen waren entwendet und löschende
Bürger wurden mißhandelt und verjagt. Außerdem war dem Brand ein Rauben und Stehlen vorausgegangen.
Beim Neubau bekommt Landau ein völlig neues Gesicht: wegen des Festungsbaus wird nur ein Teil der niedergebrannten
Wohnstadt wieder aufgebaut, es entstehen gerade Straßen, rechtwinkelige Bauquadrate und ein großer zentraler
Platz (heute Rathausplatz), an dem 1691 der Grundstein für das neue Rathaus gelegt wird.
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1697
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Ende des Pfälzischen Erbfolgekrieges durch den Friede von Rijswijk.
Landau bleibt weiterhin Frankreich unterstellt. Für die Stadt bedeutet dies das Ende der
Reichsfreiheit und Reichsunmittelbarkeit.
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1701
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Im Kampf der Habsburger gegen die Bourbonen um das spanische Erbe hatte vor allem die Südpfalz unter
den Truppeneinquartierungen zu leiden und es herrschte unsagbare Not. Der eigentliche Kampfplatz
war hier die Festung Landau, die vor Kriegsausbruch durch ein nordwestlich vorgeschobenes Kronwerk,
das "Fort" verstärkt wurde. Die Stadt wechselt in den folgenden 11 Jahren nach Belagerungskämpfen viermal den
Besitzer und ist am Ende im Friede von Rastatt wieder französisch.
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1702
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Der 24-jährige habsburg-österreichische Erzherzog Joseph, der schon die römische Königskrone trug und
der am spanischen Erbe besonderes Interesse hatte, wurde von seinem Vater, Kaiser Leopold, nominell zum
Oberbefehlshaber der Reichstruppen am Oberrhein ernannt. Im Juni 1702 besuchte der junge König mit seinem
Hofstaat, 250 Begleitern in 77 Kutschen und Wagen, seine Truppen, die unter dem Befehl des badischen Markgrafen
Ludwig Wilhelm von Baden, dem "Türkenlouis", die Festung Landau belagerten. 32 Tage dauerte die Reise
des langen Zuges von Wien bis ins Hauptquartier vor den Toren Landaus. König Joseph I. benutzte dabei
eine eigens konstruierte zweiachsige Kutsche mit abklappbarem Verdeck, die seither "Landauer-Chaise" oder
auch einfach LANDAUER genannt wird.
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1714
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Nach dem Ende des Spanischen Erbfolgekrieges wird Landau nun für 100 Jahre französische Grenzfestung
bleiben und in dieser Zeit auf den Gebieten von Verwaltung und Kultur mehr und mehr "französisch" werden.
Trotz der Belastungen als Festung und Garnison kann sich die Stadt nun von Stadtbrand, Festungsbau
und Belagerungen erholen und aufblühen. Diese Zeit wird Landau aber auch die Französische Revolution bringen.
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ca. 1740 - 1780
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Die Stiftsherren bauen ihr seit Klostergründung bestehendes Konventsgebäude an der Nordseite der Kirche
in eine dreigeschossige Barockanlage um.
Zur gleichen Zeit erweitern auch die Augustiner-Eremiten ihre Kreuzganganlage.
Beides, der Osttrakt der Anlage des Eremitenklosters wie auch das Konventsgebäude an der Stiftskirche
sind 200 Jahre später, am 16.03.1945, den Bomben zum Opfer gefallen.
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1765
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James Watt erfindet die Dampfmaschine.
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1776
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Unabhängigkeitserklärung der amerikanischen Kolonien von England.
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14.07.1789
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Mit der Erstürmung der Bastille in Paris bricht die Französische Revolution aus.
Sechs Tage später grift die Revolution auf Landau über.
Vom französischen Landau aus verbreiten sich die Ideen von Freiheit, Gleichheit
und Brüderlichkeit auch in die umliegenden pfälzischen Gebiete, die noch unter
feudaler Herrschaft stehen.
Auf die christlichen Gemeinden in Landau kommen schwere Jahre zu:
- Kirchengut wird zum Staatseigentum erklärt, Gold- und Silberteile nach Paris gebracht, anderes zu Schleuderpreisen versteigert.
- Glocken werden abgeliefert oder zerschlagen.
- Die Mönche werden vertrieben. Die Augustinerkirche wird zunächst ein "Tempel der Vernunft",
später dann für fast 100 Jahre Früchte- und Mehlmagazin, Artilleriedepot, Ausstellungs-, Kommerz- und Konzerthalle und
schließlich Tabakschuppen.
- Die Stiftskirche wird verschanzt um sie bei der Belagerung durch die Preußen vor Beschuß zu schützen.
- Die Katholiken müssen ihre Gottesdienste zeitweise unter freiem Himmel abhalten, die Protestanten ganz darauf verzichten.
- Figuren am Hauptportal der Stiftskirche, am Turmdurchgang und im Kreuzgang des ehem. Augustinerklosters werden verstümmelt.
- Alle Kreuze und Bildstöcke auf der Gemarkung werden entfernt.
- Priester sollen einen Eid auf die Zivilverfassung schwören, den der Papst aber unter Strafe stellt. Eidverweigernde Priester
(in der Südpfalz fast alle) müssen ihre Gemeinden verlassen.
- Die öffentliche Religionsausübung wird verboten.
- Schließlich verkündet der Nationalkonvent die völlige Trennung von Staat und Kirche.
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12.06.1795
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Das Gebrauchsrecht für die Stiftskirche wird durch Munizipalbeschluß geregelt.
Es wird bestimmt, zu welchen Zeiten Katholiken, Lutheraner und Reformierte
die Kirche zur Gottesdienstfeier benutzen dürfen. Dieser Beschluß ist die rechtliche
Grundlage für den Mitgebrauch bis zur Ablösung des Simulataneums hundert Jahre später.
Außer den christlichen Gottesdiensten finden in der Stiftskirche weiterhin die Feiern der
Nationalfeste statt. Die Augustinerkirche behält ihre revolutionäre, pseudoreligiöse Funktion
bei und dient darüberhinaus als Versammlungsraum für die Bürger.
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1801
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Nach dem Friedensschluß von Lunéville gehören die linksrheinischen Gebiete nun auch formell zu Frankreich.
Das Konkordat zwischen Napoleon und Papst Pius VII. bringt eine völlige Neuordnung der Kirche in Frankreich. Die Diözese
Speyer wird auf ihren rechtsrheinischen Teil reduziert, Landau gehört jetzt zum Bistum Straßburg.
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1815
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Napoleons Niederlage in Waterloo bringt auch das Ende der langen französischen Herrschaft über Landau.
Durch den 2. Pariser Frieden wird das ehemals französische Gebiet auf der linken Rheinseite nördlich
des Elsaß österreichischer Verwaltung unterstellt.
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1816
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Die linksrheinischen Gebiete nördlich des Elsaß werden als "bayerischer Rheinkreis" dem Königreich Bayern eingegliedert.
Speyer wird Sitz der Kreisregierung, Landau zur Bezirksstadt erhoben.
Der Stadt fällt nun die gleiche Rolle zu, die sie schon
in ihrer französischen Zeit hatte, nur jetzt eben "auf der anderen Seite": Landau
wird "Bundesfestung" und im Laufe des Jahrhunderts wieder größte Garnison der Pfalz.
Der Einzug bayerischer Truppen in die Festungsstadt bringt ein Anwachsen des katholischen Bevölkerungsteils.
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1817
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Konkordat zwischen Bayern und dem Hl. Stuhl: Das Bistum Speyer liegt nun ganz auf der linksrheinischen Seite und
umfaßt die neu geschaffene Provinz Rheinpfalz sowie Teile des Saarlandes.
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1822
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Das in seinen Grenzen neu gebildete Bistum Speyer wird in 11 Dekanate neu gegliedert. Erstmals
ist jetzt auch Landau Sitz eines Dekanats.
Obwohl die bayerischen Könige formell Religionsfreiheit gewähren, begründen sie ein Staatskirchentum,
das bis zum Ende der Monarchie 1918 bestehen wird. Aufgrund dessen gibt es kaum innerkirchliche Entscheidungen, in
die sich der Staat nicht einmischt. Deshalb sind in der Frage eines Kircheneubaus die staatlichen Stellen
nicht nur für die "Baugenehmigung" zuständig sondern auch schon zuvor an der Planung und
Entscheidungsfindung maßgeblich beteiligt.
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1837
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Beide Konfessionen leiden in Landau unter dem Simultaneum und sind sich darin einig, dass dieses baldmöglichst
abgelöst werden sollte. Ein erster Vorstoß in der Landeshauptstadt München ist allerdings nicht
von Erfolg gekrönt: Das zuständige Ministerium verneint die Bedürfnisfrage und sieht keinen Änderungsbedarf.
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1838
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Der äußerst kunstsinnige König Ludwig I. läßt für Landau den Bau einer 2. Pfarrkirche planen, obwohl aus
finanziellen Gründen keine Aussicht auf Verwirklichung besteht.
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1854 - 1858
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Auf Betreiben König Ludwigs I. von Bayern wird der Dom zu Speyer "stilgerecht" in Stand gesetzt.
Darunter verstand man zunächst die Ausmalung des Domes durch Johann von Schraudolph im Nazarener Stil,
was in den vergangenen sieben Jahren (1846 - 1853) erfolgt war. Der König war der Überzeugung,
dass "seit langer Zeit nichts Größeres geschaffen worden sei als die Bilder im Speyerer Dom".
In den folgenden vier Jahren wird nun die Westfront des Domes ebenfalls "stilgerecht" wieder errichtet.
Das ursprüngliche Westwerk war zusammen mit dem westlichen Langhaus im Pfälzischen Erbfolgekrieg (nach 1689)
zerstört worden. In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts war das Langhaus wieder aufgebaut und im
Westen mit einem barocken Abschluß versehen worden. Dieser wird nun durch einen "neuromanischen" Bau ersetzt.
Ausgeführt wird diese Aufgabe von dem Karlsruher Baumeister Heinrich Hübsch, der wohl schon vorher
aus eigenem Antrieb heraus entsprechende Pläne erarbeitet hatte.
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1855
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Landau wird Station an der neuen Bahnlinie von Neustadt nach Weißenburg (Maxbahn).
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15.09.1855
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In Altheim Krs. Biberach wird Joseph Cades geboren, der spätere Architekt der Marienkirche in Landau.
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1860 - 1862
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Auch in Neustadt an der Weinstraße teilen sich die beiden christlichen Konfessionen die dortige Stiftskirche.
Allerdings wurde dort
1714 eine Trennwand eingebaut, so dass eine Doppelkirche entstand: das Langhaus für die Protestanten, der
Chor für die Katholiken. Für die ständig zunehmenden Zahl der Katholiken ist der ihnen zustehende Teil der Stiftskirche
nun aber zu klein geworden, so dass ein Neubau notwendig wird. Dieser wird durch eine Spende von König Ludwig I. von
Bayern ermöglicht. Nach einem Entwurf des Kölner Architekten Vincenz Statz, der seit 1845 zweiter Werkmeister
am Kölner Dom ist, entsteht in Neustadt an der Weinstraße die katholische Kirche Mariä Empfängnis im neugotischen Stil.
Die Trennwand bleibt danach allerdings bestehen und noch heute gibt es in der Neustadter Stiftskirche einen protestantischen und
einen katholischen Teil.
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1868 / 69
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Landauer Landtagsabgeordnete wollen die Augustinerkirche für die Protestanten erhalten.
Das bischöfliche Ordinariat in Speyer will die Landauer Stiftskirche allein für die Katholiken.
Die Landauer Katholiken liebäugeln jedoch bereits mit einem Kirchenneubau. Wegen der Festungsmauern ist jedoch kein Bauplatz zu finden.
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1870 - 1871
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Deutsch-französischer Krieg, Gründung des deutschen Kaiserreiches, dem auch das Königreich Bayern beitritt.
Durch den Versailler Vertrag verliert Landau die Festungseigenschaft und wird zur offenen Stadt erklärt.
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1872
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Endlich kann Landau die einengenden Fesseln der Festungsmauern abstreifen, was das Bild der Stadt völlig verändern wird.
Die Wälle werden eingerissen und zu breiten Ringstraßen umgewandelt. In den vorgelagerten Überschwemmungsgebieten
entstehen Parkanlagen und machen Landau zur "Gartenstadt". Binnen einer Generation (von 1870 bis 1900) wächst
die Einwohnerzahl von ca. 6.200 auf 11.000 an.
Das kirchliche Leben in Landau leidet nun allerdings immer stärker darunter, dass sich beide Konfessionen
in der schnell wachsenden Stadt nach wie vor das einzige Gotteshaus der Stadt teilen müssen.
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1882
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Im Herbst übernimmt Pfarrer Konrad Busch, der spätere Bischof von Speyer, die katholische Pfarrei Landau.
Es gelingt ihm, z.B. durch die Gründung eines Cäcilienvereins, das kirchliche Leben neu zu beleben und
unter den Landauer Katholiken ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu verbreiten, was für die nachfolgenden
Unternehmungen von großer Wichtigkeit war. Zusammen mit Prälat Dr. Franz Schädler, zuvor Domdekan in Bamberg
und jetzt Religionsprofessor am Gymnasium in Landau greift Pfarrer Busch zielstrebig den Gedanken der Simultanablösung auf.
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1884
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Im Auftrag von Pfarrer Busch erstellt der Mainzer Dombaumeister Lucas ein Gutachten zur Situation
der Kirchenräume in Landau und empfiehlt der katholischen Gemeinde den Erwerb und die Restaurierung
der seit 100 Jahren profanierten Augustinerkirche.
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1885
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Die Katholiken gründen unter Vorsitz von Stadtpfarrer Konrad Busch einen Kirchenbauverein um die Geldmittel
für der Erwerb und die Restaurierung der Augustinerkirche zu beschaffen. In Aufrufen bittet der Kirchenbaufverein
"alle Mitbürger, besonders aber die Glaubensgenossen", die Ziele des Vereins zu unterstützen. In der Folge
bringt der Verein jährlich rund 2.000 Mark zusammen. Schon jetzt denkt man auch die Durchführung einer Lotterie.
Auch auf protestantischer Seite wird die Situation immer bedrückender empfunden. Insbesondere bei dem
großen Lutherfest zwei Jahre zuvor erwies sich das Fehlen eines eigenes Gotteshauses besonders nachteilig.
Schriftlich erklärt das protestantische Presbyterium nun seine Bereitschaft
mit dem katholischen "Fabrikrat" (Verwaltungsrat der kath. Kirchengemeinde) und dem Stadtrat gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten.
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1887
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Der kath. Kirchenbauverein kommt von dem Gedanken ab, die Augustinerkirche (oder auch die Stiftskirche) zu erwerben
und zu renovieren. Man sieht das Ziel des Vereins, die "Beschaffung einer eigenen römisch-katholischen Kirche" jetzt
nur noch in einem Neubau verwirklicht. Wegen der regen Bautätigkeit nach dem Fall der Festungsmauern besteht jedoch
die Gefahr, dass geeignete Bauplätze zwischenzeitlich bebaut oder zerstückelt würden. Insgesamt werden 7 Plätze
in Betracht gezogen und man einigt sich nach wiederholten Beratungen auf einen Platz unmittelbar am niedergerissenen
Festungswall, dem jetzigen Kaiserring im Südwesten der Stadt. Die Stadt erklärt sich bereit, das Gelände von 6.700 qm bis zur
Lösung des Simultaneums zu reservieren.
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1887 - 1892
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In Kaiserslautern entsteht nach Plänen des Architekten Prof. Heinrich Freiherr von Schmidt aus München
eine zweite katholische Stadtkirche, die Marienkirche, im Stil der Neugotik.
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1888 - 1890
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Seit 1852 weilte König Ludwig I. von Bayern regelmäßig auf seinem Schloß Villa Ludwigshöhe bei
Edenkoben. In dem Ort hielt man deshalb den Bau eines neuen repräsentativen katholischen
Gotteshauses für notwendig. Der Neubau wurde durch den König finanziell unterstützt.
Nach den Entwürfen des Speyerer Architekten Ferdinand Bernatz wurde die Kirche St. Ludwig
als neugotischer Bau errichtet.
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1889
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Der beliebte und geachtete Landauer Stadtpfarrer Konrad Busch wird als Domkapitular nach Speyer berufen.
Nachfolger wird Pfarrer August Brehm.
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1890
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Trotz regen Schriftwechsels in den vergangenen 5 Jahren und einzelner mündlicher Kommussionsberatungen kamen
die Verhandlungen bezüglich der Simultanablösung über die Diskussion von Vorfragen nicht hinaus. Das
protestantische Presbyterium stellt nun fest, dass diese aufgrund "der Neubesetzung der beiden hiesigen
Pfarrstellen" ganz ins Stocken geraten seien. Pfarrer Brehm erkennt, dass die Ablösungsverhandlungen nun
den entscheidenden Durchbruch brauchen und bringt diese wieder in Gang.
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09.02.1891
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Angesichts des jahrelangen ergebnislosen Schriftwechsels ist man sich nun einig, dass wegen der vielen
juristischen und praktischen Schwierigkeiten nur mündliche Verhandlungen zum Ziel führen können.
Dazu wird eine gemischte Kommission aus je 5 Vertretern des Stadtrates, des prot. Presbyteriums und
des kath. Fabrikrates gebildet. Diese "Fünfzehnerkommission" trifft sich nun zu ihrer ersten Sitzung.
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22.03.1891
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In Berlin-Charlottenburg wird der Grundstein zur Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gelegt.
Der von dem Kaiserpaar selbst ausgewählte Entwurf des in Köln geborenen Architekten
Franz Schwechten orientiert sich an den romanischen Kirchen des Rheinlandes.
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14.07.1891
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Wieder konnte man sich über den Modus der Simultanablösung nicht einigen. Drei detailliert
ausgearbeitete Vorschläge waren in den vergangenen Monaten ohne Erfolg beraten worden. Nun macht
Fabrikratsprädident Pfirrmann
auf anraten von Pfarrer Brehm einen neuen Vorschlag. Es sollen zwei "Lose" gebildet werden:
das eine mit der Stiftskirche, das andere soll die Augustinerkirche sowie den von der Stadt
angebotenen Bauplatz beinhalten. Beide Kirchengemeinden sollen unabhängig voneinander sich
für eines dieser Lose entscheiden und ihre Wahl schriftlich dem Stadtrat mitteilen. Falls beide das
gleiche Los wählen würden, soll dieses versteigert werden.
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23.07.1891
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Bei der Öffnung der beiden Schreiben stellt sich heraus, dass beide Kirchengemeinden die Stiftskirche gewählt haben.
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22.10.1891
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Seit 24. September wurden von beiden Kirchengemeinden wechselseitig Gebote für das Los mit der Stiftskirche
abgegeben. Nachdem die Protestanten zuletzt am 19. Oktober 54.000 Markt geboten hatten,
erklärt der kath. Fabrikrat in der Sitzung drei Tage später, dass man nicht mehr in der Lage sei, ein höheres
Gebot abzugeben.
Somit war die Frage der Simultanlösung geklärt:
Die protestantische Kultusgemeinde wird künftig "alleinige Nutznießerin und
Eigentümerin der Stiftskirche, die katholische Kultusgemeinde Eigentümerin der Augustinerkirche und des
Bauplatzes" mit dem Anspruch auf 54.000 Mark seitens der protestantischen Kultusgemeinde.
Nicht zuletzt hatte die noble Geste der Stadt, den Bauplatz im Wert von rund 100.000 Mark kostenlos zur Verfügung
zu stellen, diese Lösung möglich gemacht.
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1892
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Noch vor der offiziellen Besiegelung des Vertrages geht die katholische Kirchengemeinde nun
unverzüglich an die Wiederherstellung der Augustinerkirche nach fast 100-jähriger profaner Nutzung.
Nach einem Gutachten des Architekten Heinrich Freiherr von Schmidt und nach den Plänen
des Architekten Wilhelm Schulte sen. aus Neustadt an der Haardt wird die Augustinerkirche
für rund 40.000 Mark renoviert.
Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt in der Öffnung der zugemauerten Fenster und der Schaffung
von Maßwerken, da die orignalen alle verloren waren. Dabei hat man sich an den
erhaltenen spätgotischen Formen im Kreuzgang sowie an anderen mittelalterlichen
Kirchen orientiert.
Innen erhält die Kirche eine neugotische Ausstattung.
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11.03.1893
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Nach der Genehmigung durch die zuständigen Behörden können an diesem Tag die für die Lösung
des Simultaneum notwendigen Grundstücksübertragungen notariell beurkundet werden.
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16.07.1893
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Um 9.45 Uhr findet der letzte katholische Gottesdienst in der Stiftskirche statt. Danach überträgt Pfarrer Brehm
in einer Prozession das Allerheiligste in die Augustinerkirche, die auf den Titel "Heilig Kreuz" benediziert wird.
Aber schon an diesem Tag ist klar, dass das nur eine Zwischenstation sein kann: Ziel ist das neue Gotteshaus
auf dem Bauplatz am Kaiserring.
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1894
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Hauptquelle zur Finanzierung war die sog. Kultusumlage. Ab 1894 wird dieser außerordentliche Aufschlag auf
die Kirchensteuer zunächst in Höhe von 10 % erhoben, zuerst für die Renovierung der Augustinerkirche, dann für
den geplanten Neubau.
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16.03.1897
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Vom Kirchenbauverein wird nun auch der Gedanke der Lotterie wieder aufgegriffen. Der Erfolg einer ersten
Ziehung bleibt jedoch weit hinter den Erwartungen zurück und steht in keinem sinnvollen Verhältnis zu der aufgewandten Mühe.
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1897 - 1900
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In Pirmasens wird die katholische Pirminiuskirche im neugotischen Stil erbaut.
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1897/98
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Kaum ist das Simultaneum aufgelöst gibt es schon wieder ein neues:
Während der nun notwendigen Renovierung der Stiftskirche können auch die protestantischen Glaubensbrüder
ihre Gottesdienste in der Augustinerkirche feiern.
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Um 1900
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Nach der "Übersiedlung" in die Augustinerkirche treibt Pfarrer Brehm die Überlegungen zum Neubau voran.
Er war es wohl auch, der mit Rücksicht auf die in Landau vorhandenen zwei gotischen Kirchen und die vielen
(neu-)gotischen Bauten in der Pfalz "zur Unterbrechung der Monotonie" einen Bau in (neu-)romanischem Stil
vorschlug. Später mußte er übrigens diesen Gedanken gegenüber der Baubehörde in München vehement
verteidigen, die sich eine "mehr bodenständige, moderne und malerische, dem schönen Stadtbild angepasste Kirche" wünschte.
Auf Einladung von Pfarrer Brehm legen mehrere Architekten neoromanische Entwürfe für die neue Kirche vor,
die allerdings alle nicht befriedigen.
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1904
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Pfarrer Brehm bittet den Rottenburger Bischof Dr. Paul Wilhelm Keppler um Rat in der Frage der
Neubauplanung. Keppler war zuvor Univesitätsprofessor und galt als eine Autorität auf dem Gebiet
der christlichen Kunst. Er empfiehlt den Stuttgarter Architekten Joseph Cades, der schon jahrelange
Erfahrung im Kirchenbau besitzt und der auch für den Neubau der Kathedrale in Rottenburg in
Aussicht genommen ist. Der im gleichen Jahr von Bischof Keppler veröffentlichte Aufsatz "Die Rottenburger Dombaufrage"
enthält zwei Zeichnungen eines neoromanischen Entwurfs von Cades enthält.
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06.10.1904
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In Landau hatte man inzwischen durch Zukauf zweier Parzellen den Bauplatz am Kaiserring auf 9.000 qm
vergrößert, so dass die Kirche entlang des Kaiserrings "geostet", d.h. in West-Ost-Richtung geplant werden
konnte. Der Aushub sollte als Aufschüttung verwendet werden um die Kirche gegenüber der Straße
etwas zu erhöhen und sie "aus ihrer Umgebung eindrucksvoll herauszuheben".
Es soll nicht einfach ein romanischer Bau "nachgebaut" werden. Die neue Kirche
solle "im Innern und Äußern durch ihre Verhältnisse und nicht durch zu erhoffende Zutaten monumental wirken".
Der Fabrikrat fordert außerdem zwei Westtürme zwischen denen die Orgelempore liegen solle.
Schließlich werden "doppelgeschossige Seitenschiffe" verlangt um dem Platzbedarf Rechnung zu tragen
(ca. 8.000 Katholiken, einschließlich der ca. 2.000 Militärpersonen).
Die von Cades vorgelegte Skizze findet in Landau allgemeine und uneingeschränkte Anerkennung. Dabei handelt
es sich im Wesentlichen um den gleichen Entwurf, der auch für den Rottenburger Dom vorgesehen war und den Bischof
Keppler in seinem Werk "Aus Kunst und Leben (Band 1)" ausführlich erörtet hat.
Der Fabrikrat beauftragt in seiner Sitzung an diesem Tag definitiv den Stuttgarter Architekten und Rottenburger
Diözesanbaumeister Joseph Cades mit der Ausführung des Kirchenneubaus in Landau unter Beachtung der oben
genannten Vorgaben.
Auch nach der Realisierung von Cades Entwurf in Landau wurde in Rottenburg das Dombauprojekt nach fast
identischem Plan weiter verfolgt, kam aber dort wegen des einsetzenden ersten Weltkrieges nie zur Ausführung.
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1905 - 1907
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Als Stiftung von Dr. August Ludowici wird in Landau eine städtische Festhalle im Jugendstil erbaut.
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23.08.1906
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Nach der detaillierten Ausarbeitung von Bauprogramm und Finanzierungsplan erteilt die Königl. Bayerische
Regierung dem Fabrikrat die Genehmigung zur Ausführung des Neubaus nach den vorgelegten Plänen.
Auch Pfarrer Brehms Vorgänger in Landau, der jetzige Bischof von Speyer, Dr. Konrad v. Busch hat den Plan
gebilligt. Man übertrug der neuen Kirche den Namen, den die Stiftskirche ursprünglich geführt hatte:
"St. Maria in coelum assumpta" (Hl. Maria, aufgenommen in den Himmel).
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06.01.1907
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Wegen der weiten Entfernung des Architekten und dem großen Umfang der Bauarbeiten schien es geboten,
einen zweiten Architekten als örtlichen Bauleiter zu bestimmen. Der Fabrikrat beauftragte den aus Frankenthal
stammend Architekten Albert Boßlet, der trotz seiner jungen Jahre schon reiche Erfahrung im Kirchenbau hat.
Boßlet eröffnet daraufhin in Landau ein eigenes Atelier. Die statischen Berechnungen,
die Entwürfe zu den kunstgewerblichen Arbeiten sowie die Pläne zu den verschiedenen technischen
Anlagen sind allein sein Werk.
Prof. Boßlet hat sich später durch viele Kirchenneubauten in der Pfalz (z.B. Hauenstein, Frankenthal),
im übrigen Deutschland (z.B. Münsterschwarzach) und im Ausland einen Namen gemacht. Schon in
seiner Landauer Zeit hat er in Insheim und Ramsen eigene Sakralbauten errichtet.
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01.05.1907
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"In größter Stille und Einfachheit, bei ernstem und innigem Gebete" findet durch Geistlichen Rat Brehm der
erste Spatenstich zur neuen Kirche statt.
Bei den folgenden Aushubarbeiten werden hier - vor der ehemaligen Festungsmauer - viele Spuren der
früheren Belagerungen gefunden: große und kleine Kanonenkugeln, Pionierspaten, Hufeisen u.ä.
Am 15. Mai besucht der Bischof den Bauplatz und spendet seinen Segen. Am 7. Juni kann
Stadtpfarrer Brehm den ersten Stein weihen und im südlichen Chor legen. Danach wird die Zahl der Arbeiter
von 20 auf 50 erhöht.
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01.10.1907
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Rechtzeitig vor dem Winter sind die Fundamentarbeiten bis zur Sockeloberkante abgeschlossen.
Nun werden die weiteren Arbeiten vergeben und die Wintermonate dazu genutzt, die Baustelle soweit
vorzubereiten, dass mit Beginn des Frühlings sofort die Bauarbeiten fortgesetzt werden können:
Gerüststangen, Kräne, Aufzüge, Mörtelmaschinen und Steine aus den Brüchen bei Frankweiler werden
herbeigeschafft. Im März 1908 kann der Weiterbau in Angriff genommen werden.
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12.07.1908
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Die Mauern sind schon hoch gewachsen, als im Innern der Kirche der Grundstein gelegt wird.
Der erkrankte Bischof wird dabei durch Geistlichen Rat Brehm vertreten.
Unter großer Teilnahme der Gläubigen, im Beisein vieler Behördernvertreter, Mitglieder der Protestantischen
Kirchengemeinde und des Synagogenausschusses weiht Stadtpfarrer Brehm im Rahmen eines Hochamtes
den Grundstein und setzt ihn am Pfeiler links vom Hochaltar ein. Außer einer Urkunde enthält der
Stein zwei Flaschen Wein und zwei auf dem Bauplatz aufgefundene Kanonenkugeln.
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07.11.1908
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Bis zur erneuten Winterpause sind die Wände des Hochschiffes und die Türme bis auf 15 Meter Höhe
aufgestiegen, an den Seitenschiffen ist 11 Meter über dem Sockel das Hauptgesims erreicht.
An der Sakristei kann noch bis zum 24. Dezember gearbeitet werden.
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01.04.1909
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Den Winter hatte man genutzt um einzelne Gerüste zu ergänzen, umzubauen oder neu aufzuschlagen
sowie Gewölbelehrbögen zu errichten. Im März konnten die eigentlichen Bauarbeiten wieder aufgenommen
werden und nun ist im Hauptchor und im Querschiff das Gesims erreicht, die 8 m großen
Querschiffrosetten sind bereits vollendet. Einen Monat später erreicht man auch im Hochschiff 20 Meter über dem
Sockel das Hauptgesims.
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28.05.1909
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Die Zimmerleute beginnen mit dem Aufschlagen des Hauptdaches und schon am 1. Juli können die Dachdecker
das Eindecken beginnen, mit naturroten Biberschwänzen aus den Mühlacker Ziegelwerken.
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16.10.1909
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Während unter dem Langhausdach geschützt vor Regen und Sturm schon die Gewölbe entstehen,
wachsen die Türme noch weiter in die Höhe. Am 3. September ist am südlichen Turm das Hauptgesims erreicht
und knapp 4 Wochen später krönt das Kreuz den inzwischen aufgerichteten Turmhelm. Am 12. Oktober war
dann auch der nörliche Turmhelm aufgeschlagen, so dass nun das Richtfest gefeiert werden kann.
Noch vor dem Wintereinbruch sind dann am 25. November alle Turmflächen in Kupfer eingedeckt.
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Herbst 1909
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Zwanzig Jahre hatte Stadtpfarrer und geistl. Rat August Brehm zuerst die Lösung des Simultaneums
und dann den Kirchenneubau vorangetrieben. Nun wird er als Domdekan nach Speyer berufen.
Zwei Jahre später wird sich in der Festschrift zur Kirchweihe folgender Satz finden:
"Solange der Dom von Landau steht, wird auch der Name Brehm mit ihm vereinigt bleiben,
und wer immer an dem Grundstein an der nördlichen Chorseite seinen Namen liest, der mag
in Dank und Anerkennung des Mannes gedenken, der das große Werk geleitet hat!"
Am 14. Dezember zieht Josef Becker, bisher Pfarrer in Bergzabern "von allen Katholiken
freudig begrüßt" als neuer Stadtpfarrer in Landau ein.
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01.01.1910
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Landau erhält als erste pfälzische Stadt die Kreisfreiheit.
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März 1910
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Im Winter wurde der Bauschutt aus der Kirche entfernt, der Boden planiert, die Seitenschiffe eingewölbt, die
Wände verputzt, die Heizung montiert und schließlich die Kanalisation um das ganze Gebäude gelegt.
Außen wurde rasch abgerüstet und ausgefugt. Den Sommer über sollen nun Altarfundamente und Freitreppen
hergestellt, der Bodenbelag eingebracht, die Türen eingesetzt und die elektrischen Anlagen montiert werden.
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17.10.1910
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Trotz der großen finanziellen Belastung durch den Kirchenneubau wollte man die neue Kirche
nicht ohne Glocken einweihen, was weitere 38.000 Mark gekostet hat. An diesem Tag
werden die 6 Glocken für die Marienkirche in Landau bei der Firma Petit und Gebr. Edelbrock
in Gescher (Westfalen) gegossen. Das Geläute ist so gut gelungen, dass es im ersten Weltkrieg erhalten
blieb, was nur in wenigen Fällen erreicht werden konnte.
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Nov. 1910
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Der Neubau der Marienkirche ist vollendet.
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06.12.1910
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Die Glocken für die neue Pfarrkirche halten Einzug in Landau und werden unter großer Anteilnahme
der Bevölkerung auf geschmückten Transportwagen zur Kirche gebracht.
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08.12.1910
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Am Fest Mariä Empfängnis weiht Stadtpfarrer Becker die Glocken und erteilt der neuen Kirche die
Benediktion, die sog. "kleine Weihe", so dass sie ab sofort benutzt werden kann.
Im Hinblick auf die noch bevorstehende Konsekration wird jetzt von Feierlichkeiten Abstand genommen.
Trotzdem ist eine große Zahl von Gläubigen zum ersten Meßopfer in die Kirche gekommen.
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24.12.1910
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Erstmals erschallten am 20.12.1910 die Glocken von den Türmen der Marienkirche über Landau.
In diesen Tagen vor Weihnachten wurde in der Kirche eifrig gearbeitet und eine provisorische
Einrichtung installiert. So kann die heilige Nacht 1910 in der neuen Kirche gefeiert werden.
Die Festschrift zur Konsekration im folgenden Jahr wird hierzu vermelden: "Eine nie gesehene
Menschenmenge aus allen Ständen, Konfessionen und Altersklassen war schon um 11 Uhr im
Kaiserring, Südring und in der Bismarckstraße zusammengeströmt um Zeuge der seltenen
Weihnachsfeier zu sein." Eine Militärkapelle spielte von den Türmen Weihnachtslieder, dawischen
läuteten die Glocken. Die ganze Kirche erstrahlte im Scheine eines "bengalischen Feuers".
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12.06.1911
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Feierliche Konsekration der Landauer Marienkirche durch den Bischof von Speyer, Dr. Michael Faulhaber, der
erst kurz zuvor die Nachfolge des verstorbenen Bischofs Busch angetreten hatte und dessen erste
Kirchenkonsekration dies war. In der Presse wird die Kirchweihe
als Ereignis gefeiert, "wie es die Landauer seit Jahrhunderten nicht gefeiert haben und nicht wiedererleben werden".
Finanziell hatte sich die Pfarrgemeinde mit dem Neubau ziemlich übernommen (der Entschuldungsplan war angelegt
bis 1964), so dass die endgültige Innenausstattung erst in den Folgejahren nach und nach erfolgen kann.
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1912
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Nach der Fertigstellung der Marienkirche wird die Augustinerkirche zur Garnisonskirche bestimmt.
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1913
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Die elektrische Oberlandbahn Landau - Neustadt wird eröffnet.
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1914
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Der Konflikt zwischen Österreich und Serbien weitet sich zum 1. Weltkrieg aus.
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1918
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Mit dem Ende des 1. Weltkrieges wird Landau nun wieder französische Garnison und die Augustinerkirche
wird französische Garnisionskirche.
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1921
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Anschaffung der Weihnachtskrippe für die Marienkirche von Seb. Osterrieder, München.
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1923
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Bildhauer Schreiner aus Regensburg schnitzt für die Marienkirche ein Kriegsgedächtniskreuz aus Lindenholz
auf dessen Rückseite die Namen der Gefallenen eingeschrieben sind.
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1923 - 1931
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Beschaffung eines Kreuzweges für die Marienkirche, geschnitzt aus Eichenholz von Bildhauer Georg Wallisch, München
und geweiht am Nachmittag des 20.12.1931 durch Bischof Dr. Ludwig Sebastian.
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1924
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Die Firma Steinmeyer in Öttingen baut für die Marienkirche eine Orgel mit 4 Manualen, 72 Registern und elektrischer
Traktatur. Das Gehäuse aus Eichenholz stiftete die Landauer Firma Lukas Herr, die Weihe erfolgt im Oktober 1924.
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1925
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Aufgrund der Währungsumstellung wird nicht nur das Kirchenstiftungsvermögen von 80.000 Mark auf 10.000 abgewertet
sondern auch die Schulden. Hatte der Finanzierungsplan ursprünglich die Rückzahlung des großen Darlehens bis
ins Jahr 1964 vorgesehen, so konnte nun schon 40 Jahre früher die finanzielle Seite des Kirchenbaus bereinigt werden.
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1928
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Beschaffung des Franziskusaltares.
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1930 - 1933
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Nach Auflösung der französischen Garnison wird die Augustinerkirche renoviert. Dabei wird
ihre neugotische Ausstattung von 1892 entfernt. Danach dient die Augustinerkirche der (einzigen)
Pfarrei (St. Maria) als Nebenkirche.
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1931
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Nach den Plänen des Architekten Arnold Wothe, München, eines Bruders des derzeitigen Stadtpfarrers,
entstehen Hochaltar und Kanzel für die Marienkirche. Beides wird am 20.12.1931 - zusammen mit dem
Kreuzweg - von Bischof Dr. Ludwig Sebastian geweiht. Die Treibarbeiten für den Hochaltar schuf die
Münchener Firma Ehrenböck nach dem Entwurf von Bildhauer Wallisch. Links und rechts vom
Tabernakel stehen je 3 überlebensgroße Heiligenstatuen: die Weltapostel, Petrus und Paulus,
die Apostel der Deutschen, Bonifatius und Petrus Canisius sowie die Apostel der Pfälzer Heimat,
Remigius mit der Taube und Pirminius mit dem blühenden Dornzweig. Außerdem werden vier
Beichtstühle ebenfalls nach Plänen von Architekt Wothe beschafft.
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1933
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Beschaffung des Taufsteins und des Herz-Jesu-Altares in der linken Seitennische.
Der Gesamtentwurf des Taufsteins stammt ebenfalls wieder von Architekt Wothe, das Modell
zu den Bildhauerarbeiten von Georg Wallisch.
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1934
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Die Künstler des Hochaltares liefern eine in Goldbronce getriebene Kommunionbank für die Marienkirche.
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1936
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Landau wird nun wieder deutsche Garnison.
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1936
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Eine Landauer Familie stiftet den Bruder-Konrad-Altar für die Marienkirche.
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1936 - 1939
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Entstehung der Siedlungen: Wollmesheimer Höhe, Queichheim, Hostsiedlung, Burgen- und Fliegerviertel.
1937 werden die Dörfer Queichheim und Mörlheim im Osten der Stadt nach Landau eingemeindet.
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1938
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Nach einem Gesamtentwurf des ehem. leitenden Architekten Prof. Bosslet entsteht durch die Bildhauerin
Gossens-Biehler, München der Marienaltar im linken Querschiff. Das Mittelstück des Altaraufsatzes ist
die gotische Holzplasik "Beweinung Christi", die beim Auszug aus der Stiftskirche vertragsgemäß mitgenommen
wurde. Die flankierenden Reliefs stellen eine Auswahl aus den 7 Schmerzen Mariens dar.
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12.07.1939
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Nach einer ersten Schändung der Kirche vor 10 Tagen trifft es nun den Hochaltar: Alle Statuen werden heruntergerissen,
das Altarkreuz zertrümmert, die Leuchter herabgestoßen und verbogen. Die gleichen Täter schänden auch die Kirche in
Bergzabern zweimal und werden dort bei der zweiten Tat von der Geheimen Staatspolizei gefaßt.
Diese geht rigoros gegen die Täter vor, vermutlich um zu demonstrieren, dass nicht das gegenwärtige Regime
für die Untat verantwortlich sei. Dabei hatte die nationalsozialistische Hetze gegen Kirche und Religion sehr
wohl den Boden für solche Taten bereitet.
In Landau nutzt man diese Gelegenheit zu einer schon länger geplanten
Umgestaltung von Chor und Hauptaltar nach Plänen von Prof. Boßlet. Die beschädigten Statuen werden von
Kupferschmied Max Beßler, Würzburg wiederhergestellt und nun entlang der Chorwand aufgestellt.
Die Altarmensa wird verkleinert. Ein kupfergetriebener Kruzifixus für die Mitte der Chorwand wird war zwar noch
begonnen, kann aber erst nach Kriegsende vollendet werden.
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1939
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Der deutsche Überfall auf Polen löst den 2. Weltkrieg aus.
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1940
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Nach einem Gesamtentwurf von Prof. Boßlet erhält die Marienkirche einen Josefsalter (bzw. Altar der Hl. Familie).
Der von dem Münchner Bildhauer Josef Staud in Holz ausgeführte Altaraufsatz zeigt im Mittelstück die Hl. Familie
mit Josef im Zentrum, flankiert von Maria und dem Jesuskind. Auf den Flügeln des Reliefs den Hl. Josef als
Schutzpatron der Kirche.
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1940
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An der Hl.-Kreuz-Kirche (ehem. Augustinerkirche) wird eine Expositur errichtet (eigener Seelsorgebereich ohne eigene Vermögensverwaltung,
der von einem Kaplan (Pfarrvikar) der Mutterpfarrei geleitet wird). Ihr Einzugsbereich ist der Norden und der Osten der Kernstadt von Landau.
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Mai 1940
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Blieben die Glocken der Marienkirche im 1. Weltkrieg noch verschont, so müssen sie jetzt als Kriegsmaterial dienen.
Da die Abnahme von den Türmen zu schwierig ist, werden sie oben schon zerschlagen und dann abtransportiert.
Nur eine einzige, die kleinste Glocke wird der Pfarrgemeinde belassen.
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31.05.1943
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In Stuttgart stirbt der Architekt der Landauer Marienkirche Joseph Cades im Alter von 88 Jahren.
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1944 / 45
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Schwere Zerstörungen durch Luftangriffe auf Landau zum Ende des Krieges.
Die Marienkirche wird davon erstmals am 24.08.1944 tangiert: bei einem Flugzeugabsturz in der Vogesenstraße
werden Dach und Fenster von Kirche und Pfarrhaus beschädigt.
Bei einem Luftangriff im Dezember 1944 wird die Marienkirche zwar nicht direkt getroffen, ist jedoch
durch Einschläge in der Umgebung so stark beschädigt,
dass kein Gottesdienst mehr abgehalten werden kann. Dieser findet danach im Konradsheim und
im Vinzentiuskrankenhaus statt, 1945 sind die Katholiken dann wieder in der Stiftskirche zu Gast.
Am 16.3.1945, sechs Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner werden in Landau 50 % aller Wohnungen
bei schwersten Luftangriffen in Mitleidenschaft gezogen. In einem Luftschutzraum unter dem Kreuzgang
der Augustinerkirche verlieren 44 Menschen ihr Leben, der Chorschluß der Kirche wird völlig zerstört.
Bei der Marienkirche werden Sakristei und Pfarrhaus direkt getroffen und vollständig zerstört, 9 Menschen
finden hier den Tod, darunter auch Pfarrer Jakob Knöll. Nur Kapalan Bischof und der Meßdiener Franz Dury
können aus den Trümmern geborgen werden. Die Kirche selbst wird zwar wieder von direkten Treffern
verschont, durch die nahen Einschläge jedoch weiter beschädigt.
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10.07.1945
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Albert Weigel wird neuer Pfarrer von Landau.
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01.06.1946
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Nach ersten Aufräumarbeiten noch im Sommer 1945 beginnt man jetzt mit den dringendsten Renovierungsarbeiten,
wobei die statischen Sicherungsmaßnahmen im Vordergrund stehen müssen. Ein Problem ist das fehlende Baumaterial,
so müssen in Ermangelung von Glas einige Fenster zugemauert werden, andere einfach offen bleiben, so dass
Regen und Wind durch die Kirche peitschen können. Trotzdem ist es möglich, ab Fronleichnam 1946 zumindest an
Sonn- und Feiertagen wieder Gottesdienst in der Marienkirche zu feiern. Vor Einbruch des Winters sind zumindest
alle Fenster zugemauert oder verglast, das Dach ist jedcoch erst Anfang 1947 wieder regendicht.
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25.09.1948
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Der Speyerer Bischof und spätere Münchener Kardinal Joseph Wendel erhebt den Seelsorgebezirk Hl. Kreuz zur
Pfarrei. Die Augustinerkirche wird damit zur Pfarrkirche, die Kernstadt Landau hat jetzt zwei selbständige katholische Pfarreien.
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1949
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Im neu erreichteten Bundesland Rheinland-Pfalz wird Landau nun wieder kreisfreie Stadt.
Erstmals findet in Landau die Südwestdeutsche Gartenbauausstellung (SÜWEGA) statt.
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1949 - 1955
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Nach der Währungsreform werden im Zuge einer großen Renovierung die noch bestehenden Kriegsschäden
an der Marienkirche beseitigt. Dafür wird von der Gemeinde mehr als 140.000 DM aufgewendet, hinzu kommt
ein Zuschuß der Diözese in Höhe von 32.000 DM.
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1950
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Der von Kupferschmied Max Beßler in Würzburg schon 1939 begonnenen Kruzifixus für die Mitte der Chorwand
wird nun vollendet, außerdem drei beim Bombenangriff erneut beschädigte Figuren repariert und sechs
neue Leuchter für den Hochaltar angefertigt.
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1951
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Gründung eines Kirchenbauvereins zur Beschaffung der Mittel für die laufende Kirchenrestauration.
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1952
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Als Eigentümerin des Turmes der Stiftskirche und der dortigen Glocken ist die politische Gemeinde auch für
deren Neubeschaffung zuständig. Der Stadtrat der Stadt Landau beschließt jedoch einstimmig (mit der Stimme
der einzigen kommunistischen Abgeordneten), auch die Glockenbeschaffung der Marienkirche zu unterstützen
und vorläufig insgesamt 50.000 DM für die neuen Landauer Glocken bereitzustellen. Letztlich hat die sich die Stadtgemeinde an den
Kosten für die Glocken der Marienkirche in Höhe von 70.000 DM mit 34.000 DM beteiligt. Auf Anregung der Stadt
wird ein gemeinsamer Glockenausschuß gebildet. Von Anfang steht fest, dass die beiden Geläute harmonisch
aufeinander abgestimmt sein sollen. Man wählt folgende Töne: Stiftskirche: h - a - fis - a, Marienkirche: a - c - e - g - a - h.
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02.04.1952
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Während die protestantische Gemeinde ihre Glocken bei der Firma Gebr. Rincker in Karlsruhe gießen läßt,
entscheidet sich die katholische Gemeinde entgegen dem Rat der protestantischen und städtischen
Sachverständigen sowie der bischöflichen Behörde nicht für die Pfälzer Firma Hamm sondern für die
Firma Edelbrock in Westfalen, die auch schon die Glocken von 1911 geliefert hatte. Man wählt Bronzeglocken
(statt Stahl) und sog. progressive Rippen (kleine Glocken - schwere Rippen, große Glocken - leichte Rippen), was
zu dieser Zeit ein Experiment ist.
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12.06.1953
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Guß der neuen Glocken für die Marienkirche.
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04.07.1953
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Die neuen Landauer Glocken werden von beiden Kirchengemeinden in einer gemeinsamen Feier auf dem
Rathausplatz in Empfang genommen. Die Glocken der Marienkirche werden am folgenden Tag um 17 Uhr
durch Bischof Dr. Isidor Markus Emanuel geweiht.
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12.07.1953
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Zur Primiz des Neupriesters Helmut Kraemer, eines Sohnes des Landauer Oberbürgermeisters läuten erstmals
die neuen Glocken der Marienkirche.
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1953 / 1954
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Der in Landau lebende pensionierte Münchner Kunstprofessor Markus Heinlein fertigt unentgeltlich in
16-monatiger Arbeit (einschließlich der Herstellung des Modells) eine Holzplastik der Kirchenpatronin für den Platz am linken Pfeiler vor der Kommunionbank.
Aus einer wuchtigen in Belgien gewachsenen Pappel entsteht im Pfarrhof mit 3,60 m Höhe die größte
Holzplastik Westeuropas.
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1956
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Seit den Kriegseinwirkungen war die Orgel der Marienkirche nicht mehr spielbar. Nach ursprünglichen Überlegungen
schon im Jahre 1948, die Orgel wieder spielbar herrichten zu lassen, entschied man sich jetzt für eine grundlegende
Restaurierung durch die Erbauerfirma Steinmayer in Oettingen. Nach langen Beratungen entschloß man sich zu einer
zeitgemäßen Neudisposition des 2. Manuals. Außerdem wurde der Prospekt modernisiert und von allen überflüssigen
Holzverkleidungen befreit, so dass die freistehenden, zur Mitte hin kleiner werdenen Pfeifen mit der dahinter liegenden
Glasrosette zu einer Einheit verschmelzen. An Weihnachten 1956 kann die restaurierte Orgel erstmals wieder erklingen.
Sie hat jetzt 4.516 Pfeifen in 56 Registern auf 3 Manualen und 16 Registern im Pedal.
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1957
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Neugestaltung des Hauptportals der Marienkirche. Die Zweiteilung des Hauptportals durch einen Mittelpfeiler hat sich
bei Prozessionen immer wieder als hinderlich erwiesen. Im Zuge der Beseitigung dieser Situation mußte das
Tympanon und der Türsturz herausgenommen werden. Bei dieser Gelegenheit hat der in Landau ansässige
Professor Markus Heinlein, der 3 Jahre zuvor die große Holzplastik der Kirchenpatronin geschaffen hatte,
aus dem Stein des Tympanon die "Himmelfahrt Mariens" ausgehauen und auf dem Stürz die Apostel dargestellt.
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1960
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In Ergänzung des Tympanons am Hauptportal hat Professor Heinlein in den beiden anderen Tympanen der Hauptfront
links den Sündenfall und rechts die Verkündigung Mariens dargestellt.
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09.09.1962
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Das ab 1937 besiedelte Gebiet "Wollmesheimer Höhe" im Südwesten der Stadt und der Pfarrei St. Maria
war nach dem 2. Weltkrieg weiter gewachsen, so dass ab 1950 hier Gottesdienste in einer Baracke
abgehalten wurden. Mit der Konsekration der Kirche St. Albert erhält Landau nun seine 3. katholische
Pfarrkirche in der Kernstadt.
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11.10.1962
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Papst Johannes XXIII. eröffnet in Rom das Zweite Vatikanische Konzil.
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06.12.1964
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Auch im Nordosten war die Stadt nach Ende des 2. Weltkrieges stark gewachsen, so dass, wie im Südwesten, auch hier,
auf dem Gebiet der Pfarrei Hl. Kreuz, eine Kuratie errichtet wurde. Mit der feierlichen Konsekration der neuen
Pfarrkirche Christ-König durch den Bischof von Speyer, Dr. Isidor Markus Emanuel, stehen den Landauer
Katholiken künftig nun 4 Pfarrkirchen zur Verfügung.
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1965
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Abschluß des Zweiten Vatikanischen Konzils.
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09.06.1968
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Der Landauer Dr. Friedrich Wetter wird durch Papst Paul VI. zum Bischof von Speyer ernannt.
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01.10.1969
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Mit der Erhebung der Kuratie Christ-König zur selbständigen Pfarrei sind aus ehemals einer
katholischen Pfarrei in der Kernstadt Landau innerhalb von nur 20 Jahren deren vier geworden.
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22.04.1972
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Durch die Eingemeindung der Dörfer Arzheim, Dammheim, Godramstein, Mörzheim, Nußdorf und Wollmesheim
steigt die Einwohnerzahl von Landau auf 40.000 an.
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24.06.1974
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Beginn einer umfassenden Umgestaltung des Innenraumes der Marienkirche.
Schon seit der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils vor mehr als einem Jahrzehnt
feiert der Pfarrer in der Marienkirche den Gottesdienst den Gläubigen zugewandt an einem
einfachen Holztisch. Nun soll dieses Provisorium beendet und der Kircheninnenraum gemäß den
neuen Erfordernissen umgestaltet werden. Die Leitung der Arbeiten liegt bei dem Landauer Architekten Willi Metz.
Kommunionbank, Hochaltar, Seitenaltäre und Kanzel werden ersatzlos entfernt. Der dunkle
Marmorboden wird abgehoben und nach Einbau einer Warmluft-Bodenheizung wird ein neuer Fußboden
aus Muschelkalt ("Deutscher Marmor") verlegt. Die hinter dem Hochaltar im Halbrund angeordneten
Heiligenfiguren finden im Vorraum der Kirche einen neuen Platz, die ehedem zugemauerten Konchen
im Chor werden nun wieder geöffnet. An der Stelle des Hochaltares wird nun der Taufstein aufgestellt,
dessen früheren Platz im rechten Chorraum nun die Statue des Heiligen Franziskus einnimmt.
Der neue Altar, vom dem Speyerer Künstler Günther Zeuner aus einem 160 Zentner schweren
Sandsteinblock gefertigt wird in der Vierung plaziert. Er trägt auf der linken Seite das Wappen von
Bischof Dr. Friedrich Wetter, der diesen Altar gestiftet hat. Zu der vorhandenen Marienstatue von Prof.
Heinlein fertigt Günther Zeuner einen Ambo und ein Kreuz aus Holz.
Für die drei großen Glasfenster im Chorabschluß entwirft Zeuner einen Marienzyklus. Durch die
ausschließliche Verwendung der Farben Rot, Weiß und Gold wird dem Chor damit eine große Helligkeit gegeben.
Ein neuer Tabernakel,
aus der Hand des gleichen Künstlers findet in einer Stele im linken Chorraum an der Stelle des
ehemaligen Herz-Jesu-Altars seinen Platz.
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1983 / 1984
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Im Gewölbe der Marienkirche zeigen sich Risse, denen zunächst kaum Beachtung geschenkt wird.
Erst nachdem sie innerhalb kürzester Zeit an Größe und Stärke zunehmen und sich an
manchen Stellen auch Putz vom Gewölbe löst, wird im Dezember 1984 ein statisches Gutachten erstellt.
Dieses stellt ein bedenkliches Auseinanderstreben des Gewölbes fest. Vermutete Ursachen:
Bombenschäden, falsche Aussrichtung der Glockenstühle (in Nord-Süd-Richtung statt Ost-West wie der
Bau selbst), stark zugenommener Autoverkehr sowie langjährige Tiefflüge über Landau.
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1984
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Partnerschaft Landau - Kigoma (Ruanda)
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20.09.1985
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Beginn der Arbeiten zur Sanierung des Gewölbes der Marienkirche.
Zunächst werden in den Dachstühlen der Seitenschiffe 40 bis 50 cm starke Stahlbetonbalken
eingezogen. An diesen werden quer zum Hauptschiff verlaufende Rundeisen befestigt, die durch
die Pfeiler hindurch die Außenwände der Kirche zusammenhalten. Weil diese Spannanker im
Chor den Blick auf die Fenster optisch durchschnitten hätten hat man hier stattdessen eine
andere Stützkonstruktion gewählt, die in den Dachräumen der Seitenschiffe beiderseits des Chors
untergebracht ist.
Die schadhaften Stellen im Gewölbe werden danach Meter für Meter aufgestemmt und von oben
ausgestampft. Die so behandelten Risse belaufen sich am Ende auf rund 2000 Meter. Im südlichen
Querschiff wird ein neuer Gewölbeputz aufgetragen und danach der ganze Kircheninnenraum neu
gestrichen.
In den Türmen werden sechs Stahlbetondecken eingezogen und danach die Glockenstühle um 90 Grad
in West-Ost-Richtung gedreht.
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1987
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Wiedereröffnung des Frank-Loebschen Hauses im Beisein ehemaliger jüdischer Bürger.
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1990
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Landau wird Universtitätsstadt
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1999
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Beginn der Renovierung und Sanierung der Landauer Festhalle, u.a. Freilegung der ursprünglichen
Jugendstildecke
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Seit 2004
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Renovierungsprogramm:
- Sanierung der Sandsteinrosette des Westwerkes über dem Hauptportal
- Austausch der Glocken-Klöppel
- Erneuerung der Schall-Läden in beiden Glockenstuben
- Restaurierung der Steinmeyerorgel von 1924
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