Mit der Erstürmung der Bastille in Paris bricht die Französische Revolution aus.
Sechs Tage später grift die Revolution auf Landau über.
Vom französischen Landau aus verbreiten sich die Ideen von Freiheit, Gleichheit
und Brüderlichkeit auch in die umliegenden pfälzischen Gebiete, die noch unter
feudaler Herrschaft stehen.
Auf die christlichen Gemeinden in Landau kommen schwere Jahre zu.
18.07.1791
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Da die Stadt Landau dringend Geld braucht, verkauft sie die Katharinenkapelle an einen Weinhändler, der
sie als Weinlager nutzt.
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1794
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Errichtung einer Guillotine in Landau auf dem "Platz der Gleichheit", dem heutigen Rathausplatz.
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12.06.1795
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Das Gebrauchsrecht für die Stiftskirche wird durch Munizipalbeschluß geregelt.
Es wird bestimmt, zu welchen Zeiten Katholiken, Lutheraner und Reformierte
die Kirche zur Gottesdienstfeier benutzen dürfen.
Außer den christlichen Gottesdiensten finden in der Stiftskirche weiterhin die Feiern der
Nationalfeste statt. Die Augustinerkirche hat inzwischen eine revolutionäre, pseudoreligiöse Funktion
erhalten und dient darüberhinaus als Versammlungsraum für die Bürger.
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1801
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Nach dem Friedensschluß von Lunéville gehören die linksrheinischen Gebiete nun auch formell zu Frankreich.
Das Konkordat zwischen Napoleon und Papst Pius VII. bringt eine völlige Neuordnung der Kirche in Frankreich. Die Diözese
Speyer wird auf ihren rechtsrheinischen Teil reduziert, Landau gehört jetzt zum Bistum Straßburg.
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1815
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Napoleons Niederlage in Waterloo bringt auch das Ende der langen französischen Herrschaft über Landau.
Durch den 2. Pariser Frieden wird das ehemals französische Gebiet auf der linken Rheinseite nördlich
des Elsaß österreichischer Verwaltung unterstellt.
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1816
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Die linksrheinischen Gebiete nördlich des Elsaß werden als "bayerischer Rheinkreis" dem Königreich Bayern eingegliedert.
Speyer wird Sitz der Kreisregierung, Landau zur Bezirksstadt erhoben.
Der Stadt fällt nun die gleiche Rolle zu, die sie schon
in ihrer französischen Zeit hatte, nur jetzt eben "auf der anderen Seite": Landau
wird "Bundesfestung" und im Laufe des Jahrhunderts wieder größte Garnison der Pfalz.
Der Einzug bayerischer Truppen in die Festungsstadt bringt wieder ein Anwachsen des katholischen Bevölkerungsteils.
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1817
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Konkordat zwischen Bayern und dem Hl. Stuhl: Das Bistum Speyer liegt nun ganz auf der linksrheinischen Seite und
umfaßt die neu geschaffene Provinz Rheinpfalz sowie Teile des Saarlandes.
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1822
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Das in seinen Grenzen neu gebildete Bistum Speyer wird in 11 Dekanate neu gegliedert. Erstmals
ist jetzt auch Landau Sitz eines Dekanats.
Obwohl die bayerischen Könige formell Religionsfreiheit gewähren, begründen sie ein Staatskirchentum,
das bis zum Ende der Monarchie 1918 bestehen wird. Aufgrund dessen gibt es kaum innerkirchliche Entscheidungen, in
die sich der Staat nicht einmischt. Deshalb sind in der Frage eines Kircheneubaus die staatlichen Stellen
nicht nur für die "Baugenehmigung" zuständig sondern auch schon zuvor an der Planung und
Entscheidungsfindung maßgeblich beteiligt.
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1830
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1817 wurde in Preußen die "Union", d.h. der Zusammenschluß von lutherischen und reformierten
Gemeinden zu einer "Landeskirche" quasi staatlich verordnet. Lutherische Gemeinden, die sich dem
widersetzten bilden nun die "Evangelisch-Lutherische Kirche in Preußen" ("Altlutheraner" genannt).
In den Jahren bis 1880 kommt es auch in anderen Teilen Deutschlands im Zuge der Vereinigungsbestrebungen
zur Bildung von selbständigen lutherischen Minderheitskirchen.
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1837
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Beide Konfessionen leiden in Landau unter dem Simultaneum und sind sich darin einig, dass dieses baldmöglichst
abgelöst werden sollte. Ein erster Vorstoß in der Landeshauptstadt München ist allerdings nicht
von Erfolg gekrönt: Das zuständige Ministerium verneint die Bedürfnisfrage und sieht keinen Änderungsbedarf.
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1847
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Die ehemalige Katharinenkapelle wird als "Mißstand für die Stadt" bezeichnet und solle "zur Verschönerung
der Stadt" abgerissen werden. Dazu kommt es jedoch nicht. Statt dessen kauft die Stadt das Gebäude zurück
um es zu einer städtischen Fruchthalle umzubauen.
Dazu werden beide Seitenwände weit geöffnet und jeweils ein großes Tor eingebaut. Der Turm an der Westseite
wird abgerissen und im Speicher über dem Chorgewölbe wird eine kleine Wohnung für einen städtischen Bediensteten
installiert.
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1855
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Landau wird Station an der neuen Bahnlinie von Neustadt nach Weißenburg (Maxbahn).
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1869 - 1870
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In Rom findet das Erste Vatikanische Konzil statt.
Es erklärt den Jurisdiktionsprimat (höchste Rechtsgewalt) und die Unfehlbarkeit des Papstes
zum Dogma (d.h. "als von Gott offenbarte zu glaubende Wahrheit").
Mitglieder der katholischen Kirche, die diese "Glaubenswahrheiten" nicht akzeptierten und sie
gar als "eine mit dem überlieferten Glauben der Kirche im Widerspruch stehende Neuerung" verwerfen
werden exkommuniziert, bildeten eigene Gemeinden und schließlich die "Altkatholische Kirche".
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1870
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Das Wohnhaus gegenüber der Katharinenkapelle wird von dem Ehepaar Zacharias und Babette Frank
erworben, Urgroßeltern von Anne Frank. Das Haus stammt in seinem Kern wohl aus dem 16. Jahrhundert
und hat mehrere Veränderungen erfahren. Charakteristisch für dieses Landauer Bürgerhaus ist der
Innenhof, der auf allen vier Seiten auf zwei Stockwerken von Holzlauben umzogen ist. 1940 diente
dieses Haus als Sammellager, in dem die jüdischen Bürger auf ihren Abtransport in die Vernichtungslager
warten mußten.
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1870 - 1871
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Deutsch-französischer Krieg, Gründung des deutschen Kaiserreiches, dem auch das Königreich Bayern beitritt.
Durch den Versailler Vertrag verliert Landau die Festungseigenschaft und wird zur offenen Stadt erklärt.
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1872
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Endlich kann Landau die einengenden Fesseln der Festungsmauern abstreifen, was das Bild der Stadt völlig verändern wird.
Die Wälle werden eingerissen und zu breiten Ringstraßen umgewandelt. In den vorgelagerten Überschwemmungsgebieten
entstehen Parkanlagen und machen Landau zur "Gartenstadt". Binnen einer Generation (von 1870 bis 1900) wächst
die Einwohnerzahl von ca. 6.200 auf 11.000 an.
Das kirchliche Leben in Landau leidet nun allerdings immer stärker darunter, dass sich beide Konfessionen
in der schnell wachsenden Stadt nach wie vor das einzige große Gotteshaus der Stadt teilen müssen.
Der Rat der Stadt Landau beschließt, die ehemalige Katharinenkapelle der etwa 300 Mitglieder zählenden neu
gegründeten Gemeinde der Alt-Katholiken als Gotteshaus zur Verfügung zu stellen. Damit erhält das Gebäude
nach mehr als hundertjähriger profaner Nutzung seine ursprüngliche Bedeutung als Sakralraum zurück.
Ein frühes ökumenisches Zeichen ist die Stiftung einer Glocke durch die beiden großen christlichen Gemeinden
in Landau. Um sie aufzunehmen erhält die inzwischen turmlose Katharinenkapelle
einen Dachreiter.
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22.10.1891
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Nach jahrelangen Verhandlungen zwischen Katholiken, Protestanten und Stadtverwaltung ist ein gemeinsamer
Weg zur Auflösung des Simultaneums gefunden:
Die protestantische Kultusgemeinde wird künftig "alleinige Nutznießerin und
Eigentümerin der Stiftskirche, die katholische Kultusgemeinde Eigentümerin der Augustinerkirche und des
Bauplatzes" mit dem Anspruch auf 54.000 Mark seitens der protestantischen Kultusgemeinde.
Nicht zuletzt hatte die noble Geste der Stadt, den Bauplatz im Wert von rund 100.000 Mark kostenlos zur Verfügung
zu stellen, diese Lösung möglich gemacht.
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1892
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Noch vor der offiziellen Besiegelung des Vertrages geht die katholische Kirchengemeinde nun
unverzüglich an die Wiederherstellung der Augustinerkirche nach fast 100-jähriger profaner Nutzung.
Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt in der Öffnung der zugemauerten Fenster und der Schaffung
von Maßwerken, da die orignalen alle verloren sind. Dabei orientiert man sich an den
erhaltenen spätgotischen Formen im Kreuzgang sowie an anderen mittelalterlichen
Kirchen.
Innen erhält die Kirche eine neugotische Ausstattung.
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1898
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Einführung der Elektrizität in Landau.
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1905 - 1907
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Als Stiftung von Dr. August Ludowici wird in Landau eine städtische Festhalle im Jugendstil erbaut.
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12.07.1908
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Am Kaiserring, einer breiten Straße an Stelle des abgetragenen südlichen Festungswalls,
entsteht die neue katholische Stadtkirche, die Marienkirche.
Die Mauern sind schon hoch gewachsen, als im Innern der Kirche der Grundstein gelegt wird.
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01.01.1910
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Landau erhält als erste pfälzische Stadt die Kreisfreiheit.
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08.12.1910
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Am Fest Mariä Empfängnis weiht Stadtpfarrer Becker die Glocken und erteilt der neuen Marienkirche die
Benediktion, die sog. "kleine Weihe", so dass sie ab sofort benutzt werden kann.
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12.06.1911
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Feierliche Konsekration der Landauer Marienkirche durch den Bischof von Speyer, Dr. Michael Faulhaber, der
erst kurz zuvor die Nachfolge des verstorbenen Bischofs Busch angetreten hatte und dessen erste
Kirchenkonsekration dies ist. In der Presse wird die Kirchweihe
als Ereignis gewürdigt, "wie es die Landauer seit Jahrhunderten nicht gefeiert haben und nicht wiedererleben werden".
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1912
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Nach der Fertigstellung der Marienkirche wird die Augustinerkirche zur Garnisonskirche bestimmt.
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1913
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Die elektrische Oberlandbahn Landau - Neustadt wird eröffnet.
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1914
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Der Konflikt zwischen Österreich und Serbien weitet sich zum 1. Weltkrieg aus.
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1918
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Mit dem Ende des 1. Weltkrieges wird Landau nun wieder französische Garnison und die Augustinerkirche
wird französische Garnisionskirche.
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1930 - 1933
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Nach Auflösung der französischen Garnison wird die Augustinerkirche renoviert. Dabei wird
ihre neugotische Ausstattung von 1892 entfernt. Danach dient die Augustinerkirche der (einzigen)
Pfarrei (St. Maria) als Nebenkirche.
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1936
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Landau wird nun wieder deutsche Garnison.
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1936 - 1939
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Entstehung der Siedlungen: Wollmesheimer Höhe, Queichheim, Hostsiedlung, Burgen- und Fliegerviertel.
1937 werden die Dörfer Queichheim und Mörlheim im Osten der Stadt nach Landau eingemeindet.
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1939
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Der deutsche Überfall auf Polen löst den 2. Weltkrieg aus.
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1944 / 1945
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Durch Luftangriffe werden ca. 40 % aller Gebäude in Landau zerstört, fast
600 Luftkriegstote sind zu beklagen. Die Katharinenkapelle bleibt weitgehend verschont.
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1945
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Die Evangelisch-Lutherischen Kirchen von Baden, Hannover, Hermannsburg-Hamburg und Hessen
schließen sich zur Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) zusammen.
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1949
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Im neu erreichteten Bundesland Rheinland-Pfalz wird Landau nun wieder kreisfreie Stadt.
Erstmals findet in Landau die Südwestdeutsche Gartenbauausstellung (SÜWEGA) statt.
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1958 - 1960
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Trotz weitgehender Verschonung vor Kriegsschäden waren nach dem Krieg an der Katharinenkapelle
umfangreiche Renovierungsmaßnahmen notwendig geworden, die nun zur Ausführung kommen.
50 Jahre später werden gerade diese Arbeiten erneut eine Renovierung notwendig machen.
So wird in der Euphorie der Nachkriegszeit ein moderner wasserundurchlässiger Außenputz verwendet, was
später zu einer Durchfeuchtung des Mauerwerks führen wird. Die ersatzlose Entfernung eines im 17. Jahrhundert
südlich am Chorraum
angefügten Lagerraumes nimmt dem Chorgewölbe eine wichtige Stütze und wird das Gewölbe gefährden.
Ganz besondere Bedeutung erhält diese Renovierung aber durch die Wiederentdeckung von Wandmalereien.
Im Chorraum werden Teile eines Passionszyklus gefunden, der in einem durchgehenden Band über alle
drei Chorseiten lief. Diese Malereien gehen wohl auf die Entstehungszeit der Kirche zurück, d.h. sie
stammen aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts. Der Zyklus dokumentiert die antisemitische
Propaganda im Mittelalter, indem er die Peiniger Jesu als Juden darstellt. Wegen der Frühe der Landauer
Darstellung findet die Kopie eines Bildes später Aufnahme in der Dauerausstellung zur Geschichte des
Antisemitismus im Anne-Frank-Haus in Amsterdam.
Die gefundenen Wandmalereien werden im Zuge der Renovierungsarbeiten stark übergehend restauriert aber nicht ergänzt.
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1960
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Außer von den Alt-Katholiken wird die Katharinenkapelle künftig nun auch von der Selbständigen
Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) als Gotteshaus genutzt.
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1960
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Partnerschaft Landau - Ribeauvillé (Frankreich)
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1961
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Arthur Kalbhenn malt über dem Triumphbogen der Katharinenkapelle die Kreuzigung mit Maria und Johannes
nach einer Buchmalereivorlage (Miniatur aus einem Psalter des Hl. Ludwig). Es ist nicht bekannt, ob an dieser
Stelle ein originaler Befund vorlag.
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1962 - 1965
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In Rom findet das Zweite Vatikanischen Konzil statt.
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1963
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Partnerschaft Landau - Haguenau (Frankreich)
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22.04.1972
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Durch die Eingemeindung der Dörfer Arzheim, Dammheim, Godramstein, Mörzheim, Nußdorf und Wollmesheim
steigt die Einwohnerzahl von Landau auf 40.000 an.
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1972
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Die SELK vereinigt sich mit zwei weiteren lutherischen Freikirchen.
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1984
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Partnerschaft Landau - Kigoma (Ruanda)
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1987
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Wiedereröffnung des Frank-Loebschen Hauses im Beisein ehemaliger jüdischer Bürger.
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1990
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Landau wird Universtitätsstadt
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1991
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Die Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche auf dem Gebiet der ehemaligen DDR
vereinigt sich mit der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK).
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1999
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Beginn der Renovierung und Sanierung der Landauer Festhalle, u.a. Freilegung der ursprünglichen
Jugendstildecke
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1999
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Die letzten französischen Truppen verlassen Landau.
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14.10.2002
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Gründung des "Fördervereins Katharinenkapelle e.V." mit der Zielsetzung, die Kapelle zu sanieren und ihr als
kulturhistorisches Denkmal bei weiterhin sakraler Nutzung ihren gebührenden Platz in Geschichte und Stadtbild von Landau
neben dem Alten Kaufhaus und dem Frank-Loebschen Haus zu geben.
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2003 / 2004
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Finanziert vom Förderverein und unter fachlicher Leitung der staatlichen und städtischen Denkmalpflege
wird eine bauhistorische Voruntersuchung erarbeitet. Neben der Aufnahme der bestehenden Bauschäden
geht es dabei vor allem auch um die Gewinnung von Erkenntnissen zur Baugeschichte. Daraus wird
anschließend ein substanzschonendes Restaurierungskonzept erstellt.
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September 2007
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Beginn der Restaurierungsarbeiten an der Katharinenkapelle.
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