Katharinenkapelle
Landau i.d.Pfalz


Typ: Kleine flachgedeckte gotische Saalkirche
mit eingezogenem gewölbtem Rechteckchor.
Teile eines Passionszyklus an den Chorwänden aus Entstehungszeit der Kirche.
Vor allem im Langhaus zahlreiche Veränderungen aus späteren Jahrhunderten.
Grundsteinlegung:März 1344
Umbauten:1680 (Unterteilung des Saales in 3 Schiffe)
Profanierung:Mitte 18. Jahrhundert
Umbauten:1847 (Einbau von zwei Toren, Abriß des Turmes)
Neukonsekrierung:1872
Restaurierung:1960 (Wiederentdeckung der Wandmalereien im Chor)
Sanierung / Restaurierung:ab 2003, beginnend mit einer bauhistorischen Voruntersuchung





Zeittafel:

Wie die beiden großen mittelalterlichen Kirchen der Stadt Landau (Pfalz) ist auch die Katharinenkapelle eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse aus der Zeit der Stadtgründung und kurz danach. Außerdem hat an ihr auch die spätere Stadtgeschichte zahlreiche noch heute sichtbare Spuren hinterlassen. Trotz ihrer wechselvollen Geschichte ist sie - wieder - ein Sakralraum und wird nun durch bürgerschaftliches Engagement behutsam renoviert und für die Zukunft gesichert.
Die Zeittafel stellt ihre Geschichte in den Kontext der allgemeinen und kirchengeschichtlichen Entwicklung von Landau.
grau = allgemein-historischer Kontext
violett = kirchenhistorischer Kontext

30.05.1274

König Rudof von Habsburg verleiht der befestigten Ansiedlung "Landowe" die Stadtrechte und bewilligt ihr einen Wochenmarkt. Damit hatte die nur wenige Jahrzehnte alte, vom Stadtherrn Graf Emich v. Leiningen als Straßenmarkt mit wenigen Seitengassen systematisch angelegte Handwerker- und Händlersiedlung die sie umgebenden jahrhundertealte dörflichen Ansiedlungen hinsichtlich Bevölkerungszahl und rechtlicher Stellung bereits überholt.

Seelsorgerisch wurden die ersten Landauer Bürger von Queichheim aus betreut, zu dessen Pfarrsprengel das Gebiet von Landau gehörte.

1276

Um in der jungen Stadt eine geregelte Seelsorge sowie die Kranken- und Armenpflege sicher zu stellen, beruft der Stadtherr zwei Jahre nach der Stadterhebung Augustiner-Chorherren aus dem Kloster "Zur Steige" bei Zabern im Elsaß nach Landau. Sie sollen hier einen Konvent gründen sowie ein Spital mit zugehöriger Kirche errichten.

1281

Baubeginn einer ersten Landauer Pfarrkirche.

1291

Nach dem Erlöschen der Linie Leiningen-Landeck erhebt König Rudolf von Habsburg Landau zur Reichsstadt.

Um 1300

Erste Stadterweiterung durch Überschreiten der Queich in südlicher Richtung und Verlängerung des Straßenmarktes um ca. 180 Meter. Direkt am Queichübergang weitet sich der Straßenmarkt nun zu einem zentralen Platz an dem die neue große Stadt- und Klosterkirche, der Konvent der Mönche und ein neues Rathaus entstehen.

ca. 1303

30 Jahre nach der Stadterhebung lassen sich auch die Augustiner-Eremiten in Landau nieder. Sie erhalten, für einen Bettelorden nicht unüblich, ein Grundstück außerhalb der Stadtbefestigung in einer dörflichen Ansiedlung (heutige nördl. Königstraße) und beginnen dort ein Konvetsgebäude und eine Kirche (Augustinerkirche) zu bauen. Pfarrliche Rechte haben die Augustiner-Eremiten in der Stadt selbst nie ausgeübt.

1308 - 1315

Die Landauer Burg an der Nord-West-Ecke der Stadtbefestigung wird abgebrochen und die Steine zur Vollendung der Stadtmauer verwendet.

1315

Erste Nennung des Kaufhauses in Landau, in dem vor allem der Handel mit Safran und Wolle abgewickelt wird. Es liegt nahe der nord-östlichen Ecke der Stadtmauer.

28.03.1315

König Friedrich der Schöne erlaubt den Burgmannen, Ratsherren und Bürgern von Landau in dem Bereich der ehemaligen Burg eine Beginenklause zu errichten.
Im Zuge einer religiösen Bewegung suchten seit dem 13. Jahrhundert in ganz Europa immer mehr Frauen alternative Lebensformen zwischen Ehe und Kloster. Für sie tauchte in Nordfrankreich und Belgien der Begriff "Beginen" auf. Sie lebten in kleineren oder größeren Gruppen in "Beginenhöfen" bzw. "Beginenklausen" zusammen ohne dass es zu einer übergeordneten Struktur gekommen wäre. Die meisten dieser Konvente finanzierten sich durch die Arbeit ihrer Mitgliederinnen vor allem in der Krankenpflege und Armenfürsorge.

1324

Die Stadt Landau wird an den Bischof von Speyer verpfändet. Der Speyerer Fürstbischof hat damit praktisch und formell für fast zwei Jahrhunderte (bis 1511) auch die weltliche Herrschaft über Landau. Er bestellt z.B. den Landauer Bürgermeister.

13.05.1333

Die neue 3-schiffige Stifts- und Stadtpfarrkirche ist im Wesentlichen fertiggestellt und wird "Unserer Lieben Frau" geweiht. Durch die verhältnismäßig kurze Bauzeit war stilistisch ein einheitlicher Bau in den Formen der frühen Gotik entstanden. Auf die Errichtung eines Turmes war dabei allerdings verzichtet worden.

1344

Grundsteinlegung zur Katharinenkapelle.
Rat und Bürgerschaft der Stadt errichten an der Nord-Ost-Ecke des Straßenmarktes, gegenüber dem Kaufhaus, für die seit fast 30 Jahren in der Stadt tätigen Beginen ein eigenes Gotteshaus. Es entsteht eine kleine Saalkirche mit eingezogenem quadratischem und gewölbtem Chor sowie einem Westturm.

1349

Die Pestepidemie erreicht die Pfalz.
Auf Wunsch der Bevölkerung beginnt die Stadt 16 Jahre nach Fertigstellung der Stadtkirche auf eigene Kosten einen Turm zu errichten. Er wird aber nicht nur Glockenturm für die Kirche sein sondern auch einem Türmer als Wohnung dienen, der die Bürger vor Feuer und Feind zu warnen hatte.

1386

Kurfürst Ruprecht I. von der Pfalz gründet in Heidelberg die erste Universität auf dem Boden des heutigen Deutschland.

1414 - 1418

Das Konstanzer Konzil beendet nach 39 Jahren das abendländische Schisma, verurteilt Jan Hus und läßt ihn als Ketzer verbrennen.

1440

Johannes Gutenberg erfindet den Buchdruck mit beweglichen Lettern.

1492

Columbus entdeckt Amerika.

1511

Kaiser Maximilian löst Landau aus der Verpfändung an den Fürstbischof in Speyer aus und unterstellt es der Landvogtei im Elsaß.

1517

Der Augustinereremit und Bibelexeget Dr. Martin Luther schlägt seine 95 Ablaßthesen an die Schloßkirche von Wittenberg

1521

Landau wird auf dem Wormser Reichstag der Decapolis, dem elsässischen Zehn-Städte-Bund eingefügt.

1522

Der auf Betreiben Franz von Sickingens von der in Landau versammelten Ritterschaft gegründete und gegen die Fürsten gerichtete "Landauer Bund" hilft auch der Lehre Luthers zum Durchbruch.

Fortan bekennt sich der Landauer Pfarrer Johannes Bader zur Lehre Luthers und verkündet diese in der Stiftskirche. Da Bader bei den Bürgern der Stadt sehr beliebt ist und hohes Ansehen genießt, schließen sich auch Rat und Bürgerschaft zum großen Teil schon sehr früh der Reformation an.

1525

In dem Dorf Nußdorf, das Landau 17 Jahre zuvor von der Herrschaft Madenburg erworben hatte schließen sich während der Kirchweih Bauern zusammen und überfallen gemeinsam das Zisterzienserkloster Eußerthal. Dies ist der Beginn des Bauernkrieges in der Pfalz.

1526

Aus einem Ratsprotokoll von Landau geht hervor, dass nur noch eine Begine in der Stadt lebt.

1529

Der Reichstag zu Speyer endet mit dem "Protest" der evangelischen Minderheit (daher die Bezeichnung "Protestanten"). In Landau feiert Pfarrer Bader den lutherischen Gottesdienst in der Spitalkirche. Zum Ende des Jahrzehnts ist fast die ganze Reichsstadt evangelisch. Die Verleihung des Bürgerrechts der Stadt Landau wird künftig davon abhängig gemacht, dass der Antragsteller sich zur evangelischen Lehre bekennt.

Um 1535

Der Rat der Stadt Landau verfügt die Teilung der Stiftskirche. Den Stiftsherren und wenigen Einwohnern, die der alten Lehre treu geblieben sind, wird der Chor zugewiesen. Pfarrer Bader hält seine Gottesdienste, durch ein Eisengitter getrennt, nach der Wittenberger Lehre im Langhaus.

1545

Nach dem Tod von Pfarrer Bader wird Dr. Friedrich Groß Nachfolger als Stiftspfarrer. Die lutherische Gemeinde wird nun von dem bisherigen Diakon Liebmann betreut. Damit hat Landau erstmals zwei Pfarrer.

1545 - 1563

Das Konzil von Trient führt zur innerkirchlichen Reform und löst dadurch die sog. Gegenreformation aus. Träger dieser Bewegung sind neben dem Reformpapsttum hauptsächlich die Jesuiten.

1555

Der Augsburger Religionsfriede bringt den endgültigen Verzicht auf eine einheitliche Religion. Einerseits wird der lutherischen Religion offiziell Reichsschutz gewährt, andererseits ist nun aber auch die Existenz derer gesichert, die dem alten Glauben treu geblieben sind, auch dort wo sie inzwischen, wie in Landau, in der Minderheit sind. Die Auseinandersetzungen um die Auslegung dieses "Religionsfriedens" haben allerdings noch rund 100 Jahre gedauert und erst nach den Schrecken des dreißigjährigen Krieges ein Ende gefunden.

1580

Beginn der Hexenprozesse in Landau. Ihre Höhepunkte erreichen sie in den Jahren 1584 / 1585 und dann nochmal 1595 / 1596.

1618

Während sich in vielen europäischen Ländern entweder die Reformation oder die Gegenreformation durchgesetzt hat, wird in Deutschland durch die gebietsweisen Erfolge der Gegenreformation die Spaltung vertieft. 1618 bricht in Böhmen der bewaffnete Kampf zwischen evangelischer "Union" und katholischer "Liga" aus, der letztlich 30 Jahre dauern und am Ende zu einer völligen Neuordnung der Machtverhältnisse in Europa führen sollte.

1621 - 1645

Während des 30jährigen Krieges wechselt die Stadt Landau siebenmal den Besitzer. Die Einwohnerzahl sinkt von 2.500 auf 1.500.

1648

Der Friede von Münster beendet den dreißigjährigen Krieg. Deutschland zerfällt in eine Vielzahl kleiner Staaten. Landau wird zusammen mit den anderen elsässischen Reichsstädten der Schutz- und Schirmpflicht Frankreichs unterstellt. Ludwig XIV. wird daraus ein Besitzrecht ableiten und das Reich wird die Annexion nicht verhindern können. Für Landau als der nördlichsten dieser von Frankreich annektieren Reichsstädte und somit der am weitesten vorgeschobene Posten Frankreichs wird dies weitreichende Konsequenzen haben.

1650

Durch Vertrag wird der katholischen Gemeinde von Landau nun auch das Mitgebrauchsrecht am Kirchenschiff der Stiftskirche zugestanden.

Die Katharinenkapelle dient etwa ab Mitte des 17. Jahrhunderts in den Wintermonaten bei Beerdigungen als Totenkapelle.

1659

Letzter Hexenprozess in Landau.

1680

Landau ist jetzt ständig von den Franzosen besetzt.

Die französische Besatzung wählt die Katharinenkapelle zu ihrer Garnisonskirche. In diesem Zusammenhang werden wohl die Arkaden eingebaut, die aus der Saalkirche eine 3-schiffige Halle machen. Außen werden die Langhauswände verlängert, so dass zwischen ihnen und dem eingezogenen Chor auf der Nord- und der Südseite je ein Lagerraum entsteht. Der jeweils dort befindliche Strebepfeiler wird entfernt, da das Gewölbe jetzt durch die zweite Wand gestützt wird.

1688

Pfälzischer Erbfolgekrieg bis 1697: Ludwig XIV. läßt große Teile der Pfalz zerstören und Landau, die nördlichste der annektieren Reichsstädte, durch seinen genialen Baumeister Vauban zu "einer der größten Festungen der Christenheit" ausbauen.

1689

Im Zuge der Bauarbeiten für die Festung kommt es in Landau zu einem katastrophalen Stadtbrand. Drei Viertel der Stadt brennen nieder. Außer der Spitalkirche bleiben jedoch alle anderen Kirchen und Kapellen von dem Feuer verschont. Der Brand war offensichtlich durch Brandlegung verursacht worden um Platz für den Festungsbau zu schaffen. Beim Neubau bekommt Landau ein völlig neues Gesicht: wegen des Festungsbaus wird nur ein Teil der niedergebrannten Wohnstadt wieder aufgebaut, es entstehen gerade Straßen, rechtwinkelige Bauquadrate und ein großer zentraler Platz (heute Rathausplatz), an dem 1691 der Grundstein für das neue Rathaus gelegt wird.

1697

Ende des Pfälzischen Erbfolgekrieges durch den Friede von Rijswijk. Landau bleibt weiterhin Frankreich unterstellt. Für die Stadt bedeutet dies das Ende der Reichsfreiheit und Reichsunmittelbarkeit.

1701

Im Kampf der Habsburger gegen die Bourbonen um das spanische Erbe hat vor allem die Südpfalz unter den Truppeneinquartierungen zu leiden und es herrscht unsagbare Not. Der eigentliche Kampfplatz ist hier die Festung Landau, die vor Kriegsausbruch durch ein nordwestlich vorgeschobenes Kronwerk, das "Fort" verstärkt wurde. Die Stadt wechselt in den folgenden 11 Jahren nach Belagerungskämpfen viermal den Besitzer und ist am Ende im Friede von Rastatt wieder französisch.

1702

Der 24-jährige habsburg-österreichische Erzherzog Joseph, der schon die römische Königskrone trug und der am spanischen Erbe besonderes Interesse hatte, wurde von seinem Vater, Kaiser Leopold, nominell zum Oberbefehlshaber der Reichstruppen am Oberrhein ernannt. Im Juni 1702 besucht der junge König mit seinem Hofstaat, 250 Begleitern in 77 Kutschen und Wagen, seine Truppen, die unter dem Befehl des badischen Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden, dem "Türkenlouis", die Festung Landau belagern. 32 Tage dauert die Reise des langen Zuges von Wien bis ins Hauptquartier vor den Toren Landaus. König Joseph I. benutzt dabei eine eigens konstruierte zweiachsige Kutsche mit abklappbarem Verdeck, die seither "Landauer-Chaise" oder auch einfach LANDAUER genannt wird.

1702 - 1704

Da die Stiftskirche in Folge der Kriegshandlungen schwer beschädigt ist, feiern Lutheraner und Katholiken ihre Gottesdienste in der Katharinenkapelle, die so für kurze Zeit simultane Hauptkirche der Stadt wird.

1709 / 1710

In den "Seitenschiffen" der Katharinenkapelle werden zwei kaiserliche Feldherrn bestattet und nördlich und südlich vom Chorbogen jeweils ein Ephitaph angebracht. Diese sind trotz der späteren profanen Nutzung des Raumes bis heute erhalten.

1714

Nach dem Ende des Spanischen Erbfolgekrieges wird Landau nun für 100 Jahre französische Grenzfestung bleiben und in dieser Zeit auf den Gebieten von Verwaltung und Kultur mehr und mehr "französisch" werden. Trotz der Belastungen als Festung und Garnison kann sich die Stadt nun von Stadtbrand, Festungsbau und Belagerungen erholen und aufblühen. Diese Zeit wird Landau aber auch die Französische Revolution bringen.

ca. 1740 - 1780

Die Stiftsherren bauen ihr seit Klostergründung bestehendes Konventsgebäude an der Nordseite der Kirche in eine dreigeschossige Barockanlage um. Zur gleichen Zeit erweitern auch die Augustiner-Eremiten ihre Kreuzganganlage.
Beides, der Osttrakt der Anlage des Eremitenklosters wie auch das Konventsgebäude an der Stiftskirche fallen 200 Jahre später, am 16.03.1945, den Bomben zum Opfer.

18. Jahrhundert

Die nach wie vor im Besitz der Stadt befindliche Katharinenkapelle wird im Verlauf des 18. Jahrhunderts profaniert. Sie dient der Stadt jetzt als Pulvermagazin, dann als Gefängnis und schließlich als Heulager.

1765

James Watt erfindet die Dampfmaschine.

1776

Unabhängigkeitserklärung der amerikanischen Kolonien von England.

14.07.1789

Mit der Erstürmung der Bastille in Paris bricht die Französische Revolution aus. Sechs Tage später grift die Revolution auf Landau über. Vom französischen Landau aus verbreiten sich die Ideen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit auch in die umliegenden pfälzischen Gebiete, die noch unter feudaler Herrschaft stehen.
Auf die christlichen Gemeinden in Landau kommen schwere Jahre zu.

18.07.1791

Da die Stadt Landau dringend Geld braucht, verkauft sie die Katharinenkapelle an einen Weinhändler, der sie als Weinlager nutzt.

1794

Errichtung einer Guillotine in Landau auf dem "Platz der Gleichheit", dem heutigen Rathausplatz.

12.06.1795

Das Gebrauchsrecht für die Stiftskirche wird durch Munizipalbeschluß geregelt. Es wird bestimmt, zu welchen Zeiten Katholiken, Lutheraner und Reformierte die Kirche zur Gottesdienstfeier benutzen dürfen.
Außer den christlichen Gottesdiensten finden in der Stiftskirche weiterhin die Feiern der Nationalfeste statt. Die Augustinerkirche hat inzwischen eine revolutionäre, pseudoreligiöse Funktion erhalten und dient darüberhinaus als Versammlungsraum für die Bürger.

1801

Nach dem Friedensschluß von Lunéville gehören die linksrheinischen Gebiete nun auch formell zu Frankreich.

Das Konkordat zwischen Napoleon und Papst Pius VII. bringt eine völlige Neuordnung der Kirche in Frankreich. Die Diözese Speyer wird auf ihren rechtsrheinischen Teil reduziert, Landau gehört jetzt zum Bistum Straßburg.

1815

Napoleons Niederlage in Waterloo bringt auch das Ende der langen französischen Herrschaft über Landau. Durch den 2. Pariser Frieden wird das ehemals französische Gebiet auf der linken Rheinseite nördlich des Elsaß österreichischer Verwaltung unterstellt.

1816

Die linksrheinischen Gebiete nördlich des Elsaß werden als "bayerischer Rheinkreis" dem Königreich Bayern eingegliedert. Speyer wird Sitz der Kreisregierung, Landau zur Bezirksstadt erhoben. Der Stadt fällt nun die gleiche Rolle zu, die sie schon in ihrer französischen Zeit hatte, nur jetzt eben "auf der anderen Seite": Landau wird "Bundesfestung" und im Laufe des Jahrhunderts wieder größte Garnison der Pfalz.

Der Einzug bayerischer Truppen in die Festungsstadt bringt wieder ein Anwachsen des katholischen Bevölkerungsteils.

1817

Konkordat zwischen Bayern und dem Hl. Stuhl: Das Bistum Speyer liegt nun ganz auf der linksrheinischen Seite und umfaßt die neu geschaffene Provinz Rheinpfalz sowie Teile des Saarlandes.

1822

Das in seinen Grenzen neu gebildete Bistum Speyer wird in 11 Dekanate neu gegliedert. Erstmals ist jetzt auch Landau Sitz eines Dekanats.
Obwohl die bayerischen Könige formell Religionsfreiheit gewähren, begründen sie ein Staatskirchentum, das bis zum Ende der Monarchie 1918 bestehen wird. Aufgrund dessen gibt es kaum innerkirchliche Entscheidungen, in die sich der Staat nicht einmischt. Deshalb sind in der Frage eines Kircheneubaus die staatlichen Stellen nicht nur für die "Baugenehmigung" zuständig sondern auch schon zuvor an der Planung und Entscheidungsfindung maßgeblich beteiligt.

1830

1817 wurde in Preußen die "Union", d.h. der Zusammenschluß von lutherischen und reformierten Gemeinden zu einer "Landeskirche" quasi staatlich verordnet. Lutherische Gemeinden, die sich dem widersetzten bilden nun die "Evangelisch-Lutherische Kirche in Preußen" ("Altlutheraner" genannt). In den Jahren bis 1880 kommt es auch in anderen Teilen Deutschlands im Zuge der Vereinigungsbestrebungen zur Bildung von selbständigen lutherischen Minderheitskirchen.

1837

Beide Konfessionen leiden in Landau unter dem Simultaneum und sind sich darin einig, dass dieses baldmöglichst abgelöst werden sollte. Ein erster Vorstoß in der Landeshauptstadt München ist allerdings nicht von Erfolg gekrönt: Das zuständige Ministerium verneint die Bedürfnisfrage und sieht keinen Änderungsbedarf.

1847

Die ehemalige Katharinenkapelle wird als "Mißstand für die Stadt" bezeichnet und solle "zur Verschönerung der Stadt" abgerissen werden. Dazu kommt es jedoch nicht. Statt dessen kauft die Stadt das Gebäude zurück um es zu einer städtischen Fruchthalle umzubauen. Dazu werden beide Seitenwände weit geöffnet und jeweils ein großes Tor eingebaut. Der Turm an der Westseite wird abgerissen und im Speicher über dem Chorgewölbe wird eine kleine Wohnung für einen städtischen Bediensteten installiert.

1855

Landau wird Station an der neuen Bahnlinie von Neustadt nach Weißenburg (Maxbahn).

1869 - 1870

In Rom findet das Erste Vatikanische Konzil statt.
Es erklärt den Jurisdiktionsprimat (höchste Rechtsgewalt) und die Unfehlbarkeit des Papstes zum Dogma (d.h. "als von Gott offenbarte zu glaubende Wahrheit"). Mitglieder der katholischen Kirche, die diese "Glaubenswahrheiten" nicht akzeptierten und sie gar als "eine mit dem überlieferten Glauben der Kirche im Widerspruch stehende Neuerung" verwerfen werden exkommuniziert, bildeten eigene Gemeinden und schließlich die "Altkatholische Kirche".

1870

Das Wohnhaus gegenüber der Katharinenkapelle wird von dem Ehepaar Zacharias und Babette Frank erworben, Urgroßeltern von Anne Frank. Das Haus stammt in seinem Kern wohl aus dem 16. Jahrhundert und hat mehrere Veränderungen erfahren. Charakteristisch für dieses Landauer Bürgerhaus ist der Innenhof, der auf allen vier Seiten auf zwei Stockwerken von Holzlauben umzogen ist. 1940 diente dieses Haus als Sammellager, in dem die jüdischen Bürger auf ihren Abtransport in die Vernichtungslager warten mußten.

1870 - 1871

Deutsch-französischer Krieg, Gründung des deutschen Kaiserreiches, dem auch das Königreich Bayern beitritt. Durch den Versailler Vertrag verliert Landau die Festungseigenschaft und wird zur offenen Stadt erklärt.

1872

Endlich kann Landau die einengenden Fesseln der Festungsmauern abstreifen, was das Bild der Stadt völlig verändern wird. Die Wälle werden eingerissen und zu breiten Ringstraßen umgewandelt. In den vorgelagerten Überschwemmungsgebieten entstehen Parkanlagen und machen Landau zur "Gartenstadt". Binnen einer Generation (von 1870 bis 1900) wächst die Einwohnerzahl von ca. 6.200 auf 11.000 an.

Das kirchliche Leben in Landau leidet nun allerdings immer stärker darunter, dass sich beide Konfessionen in der schnell wachsenden Stadt nach wie vor das einzige große Gotteshaus der Stadt teilen müssen.

Der Rat der Stadt Landau beschließt, die ehemalige Katharinenkapelle der etwa 300 Mitglieder zählenden neu gegründeten Gemeinde der Alt-Katholiken als Gotteshaus zur Verfügung zu stellen. Damit erhält das Gebäude nach mehr als hundertjähriger profaner Nutzung seine ursprüngliche Bedeutung als Sakralraum zurück. Ein frühes ökumenisches Zeichen ist die Stiftung einer Glocke durch die beiden großen christlichen Gemeinden in Landau. Um sie aufzunehmen erhält die inzwischen turmlose Katharinenkapelle einen Dachreiter.

22.10.1891

Nach jahrelangen Verhandlungen zwischen Katholiken, Protestanten und Stadtverwaltung ist ein gemeinsamer Weg zur Auflösung des Simultaneums gefunden:
Die protestantische Kultusgemeinde wird künftig "alleinige Nutznießerin und Eigentümerin der Stiftskirche, die katholische Kultusgemeinde Eigentümerin der Augustinerkirche und des Bauplatzes" mit dem Anspruch auf 54.000 Mark seitens der protestantischen Kultusgemeinde. Nicht zuletzt hatte die noble Geste der Stadt, den Bauplatz im Wert von rund 100.000 Mark kostenlos zur Verfügung zu stellen, diese Lösung möglich gemacht.

1892

Noch vor der offiziellen Besiegelung des Vertrages geht die katholische Kirchengemeinde nun unverzüglich an die Wiederherstellung der Augustinerkirche nach fast 100-jähriger profaner Nutzung.
Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt in der Öffnung der zugemauerten Fenster und der Schaffung von Maßwerken, da die orignalen alle verloren sind. Dabei orientiert man sich an den erhaltenen spätgotischen Formen im Kreuzgang sowie an anderen mittelalterlichen Kirchen.
Innen erhält die Kirche eine neugotische Ausstattung.

1898

Einführung der Elektrizität in Landau.

1905 - 1907

Als Stiftung von Dr. August Ludowici wird in Landau eine städtische Festhalle im Jugendstil erbaut.

12.07.1908

Am Kaiserring, einer breiten Straße an Stelle des abgetragenen südlichen Festungswalls, entsteht die neue katholische Stadtkirche, die Marienkirche. Die Mauern sind schon hoch gewachsen, als im Innern der Kirche der Grundstein gelegt wird.

01.01.1910

Landau erhält als erste pfälzische Stadt die Kreisfreiheit.

08.12.1910

Am Fest Mariä Empfängnis weiht Stadtpfarrer Becker die Glocken und erteilt der neuen Marienkirche die Benediktion, die sog. "kleine Weihe", so dass sie ab sofort benutzt werden kann.

12.06.1911

Feierliche Konsekration der Landauer Marienkirche durch den Bischof von Speyer, Dr. Michael Faulhaber, der erst kurz zuvor die Nachfolge des verstorbenen Bischofs Busch angetreten hatte und dessen erste Kirchenkonsekration dies ist. In der Presse wird die Kirchweihe als Ereignis gewürdigt, "wie es die Landauer seit Jahrhunderten nicht gefeiert haben und nicht wiedererleben werden".

1912

Nach der Fertigstellung der Marienkirche wird die Augustinerkirche zur Garnisonskirche bestimmt.

1913

Die elektrische Oberlandbahn Landau - Neustadt wird eröffnet.

1914

Der Konflikt zwischen Österreich und Serbien weitet sich zum 1. Weltkrieg aus.

1918

Mit dem Ende des 1. Weltkrieges wird Landau nun wieder französische Garnison und die Augustinerkirche wird französische Garnisionskirche.

1930 - 1933

Nach Auflösung der französischen Garnison wird die Augustinerkirche renoviert. Dabei wird ihre neugotische Ausstattung von 1892 entfernt. Danach dient die Augustinerkirche der (einzigen) Pfarrei (St. Maria) als Nebenkirche.

1936

Landau wird nun wieder deutsche Garnison.

1936 - 1939

Entstehung der Siedlungen: Wollmesheimer Höhe, Queichheim, Hostsiedlung, Burgen- und Fliegerviertel. 1937 werden die Dörfer Queichheim und Mörlheim im Osten der Stadt nach Landau eingemeindet.

1939

Der deutsche Überfall auf Polen löst den 2. Weltkrieg aus.

1944 / 1945

Durch Luftangriffe werden ca. 40 % aller Gebäude in Landau zerstört, fast 600 Luftkriegstote sind zu beklagen. Die Katharinenkapelle bleibt weitgehend verschont.

1945

Die Evangelisch-Lutherischen Kirchen von Baden, Hannover, Hermannsburg-Hamburg und Hessen schließen sich zur Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) zusammen.

1949

Im neu erreichteten Bundesland Rheinland-Pfalz wird Landau nun wieder kreisfreie Stadt.
Erstmals findet in Landau die Südwestdeutsche Gartenbauausstellung (SÜWEGA) statt.

1958 - 1960

Trotz weitgehender Verschonung vor Kriegsschäden waren nach dem Krieg an der Katharinenkapelle umfangreiche Renovierungsmaßnahmen notwendig geworden, die nun zur Ausführung kommen. 50 Jahre später werden gerade diese Arbeiten erneut eine Renovierung notwendig machen. So wird in der Euphorie der Nachkriegszeit ein moderner wasserundurchlässiger Außenputz verwendet, was später zu einer Durchfeuchtung des Mauerwerks führen wird. Die ersatzlose Entfernung eines im 17. Jahrhundert südlich am Chorraum angefügten Lagerraumes nimmt dem Chorgewölbe eine wichtige Stütze und wird das Gewölbe gefährden.

Ganz besondere Bedeutung erhält diese Renovierung aber durch die Wiederentdeckung von Wandmalereien. Im Chorraum werden Teile eines Passionszyklus gefunden, der in einem durchgehenden Band über alle drei Chorseiten lief. Diese Malereien gehen wohl auf die Entstehungszeit der Kirche zurück, d.h. sie stammen aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts. Der Zyklus dokumentiert die antisemitische Propaganda im Mittelalter, indem er die Peiniger Jesu als Juden darstellt. Wegen der Frühe der Landauer Darstellung findet die Kopie eines Bildes später Aufnahme in der Dauerausstellung zur Geschichte des Antisemitismus im Anne-Frank-Haus in Amsterdam.
Die gefundenen Wandmalereien werden im Zuge der Renovierungsarbeiten stark übergehend restauriert aber nicht ergänzt.

1960

Außer von den Alt-Katholiken wird die Katharinenkapelle künftig nun auch von der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) als Gotteshaus genutzt.

1960

Partnerschaft Landau - Ribeauvillé (Frankreich)

1961

Arthur Kalbhenn malt über dem Triumphbogen der Katharinenkapelle die Kreuzigung mit Maria und Johannes nach einer Buchmalereivorlage (Miniatur aus einem Psalter des Hl. Ludwig). Es ist nicht bekannt, ob an dieser Stelle ein originaler Befund vorlag.

1962 - 1965

In Rom findet das Zweite Vatikanischen Konzil statt.

1963

Partnerschaft Landau - Haguenau (Frankreich)

22.04.1972

Durch die Eingemeindung der Dörfer Arzheim, Dammheim, Godramstein, Mörzheim, Nußdorf und Wollmesheim steigt die Einwohnerzahl von Landau auf 40.000 an.

1972

Die SELK vereinigt sich mit zwei weiteren lutherischen Freikirchen.

1984

Partnerschaft Landau - Kigoma (Ruanda)

1987

Wiedereröffnung des Frank-Loebschen Hauses im Beisein ehemaliger jüdischer Bürger.

1990

Landau wird Universtitätsstadt

1991

Die Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche auf dem Gebiet der ehemaligen DDR vereinigt sich mit der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK).

1999

Beginn der Renovierung und Sanierung der Landauer Festhalle, u.a. Freilegung der ursprünglichen Jugendstildecke

1999

Die letzten französischen Truppen verlassen Landau.

14.10.2002

Gründung des "Fördervereins Katharinenkapelle e.V." mit der Zielsetzung, die Kapelle zu sanieren und ihr als kulturhistorisches Denkmal bei weiterhin sakraler Nutzung ihren gebührenden Platz in Geschichte und Stadtbild von Landau neben dem Alten Kaufhaus und dem Frank-Loebschen Haus zu geben.

2003 / 2004

Finanziert vom Förderverein und unter fachlicher Leitung der staatlichen und städtischen Denkmalpflege wird eine bauhistorische Voruntersuchung erarbeitet. Neben der Aufnahme der bestehenden Bauschäden geht es dabei vor allem auch um die Gewinnung von Erkenntnissen zur Baugeschichte. Daraus wird anschließend ein substanzschonendes Restaurierungskonzept erstellt.

September 2007

Beginn der Restaurierungsarbeiten an der Katharinenkapelle.


Dieter Meyer, September 2007
Unter primärer Verwendung der
unter "Literatur" angegebenen Veröffentlichungen




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